Friedrich Schürmann ist am 16.01.1999 wenige Wochen vor Vollendung seines 89. Lebensjahres verstorben und in aller Stille beigesetzt worden.
Herr Schürmann war nach Ablegung des 2. Staatsexamens im Jahre 1935 Rechtsanwalt in Berlin. Nach den Kriegs- und Nachkriegswirren wurde er 1948 Richter beim Verwaltungsgericht Hamburg. Kurze Zeit später kehrte er zur Anwaltschaft zurück und baute in Hamburg eine Anwaltspraxis auf. 1954 kehrte er auf Empfehlung des damaligen Präsidenten des Landesverwaltungsgerichts Hamburg Görtz als Richter zum Verwaltungsgericht Hamburg zurück. Am 01.06.1962 wurde Herr Schürmann als Landgerichtsdirektor beim Landgericht Hamburg übernommen. Seit 1964 bis zu seiner Pensionierung Ende März 1976 war er Vorsitzender der Zivilkammer 3 und Vorsitzender der Kammer für Baulandsachen.
Die Zivilkammer 3 mit Zuständigkeit für Fiskussachen stand schon damals auf Grund ihrer sorgfältigen und fundierten Rechtsprechung im hohen Ansehen. Man nannte sie den "Kleinen BGH". Herr Schürmann führte die Kammer souverän und mit lockerer Hand. Auf Grund seiner toleranten, herzlichen, mit viel Sinn für Humor gepaarten Wesensart, war er bei den Kollegen, den Parteien und Anwälten allseits geschätzt. Der frühere Landgerichtspräsident Dr. Clemens hob einmal "sein Berufsethos, seine Unabhängigkeit, seine Gründlichkeit und sein instinktsicheres Judiz" hervor. Seine geistigen Interessen gingen weit über die Rechtswissenschaft hinaus. Er beschäftigte sich mit Literatur und Geschichte. Seine ganze Liebe galt der bildnerischen Kunst. Seine bemerkenswerte künstlerische Begabung fand insbesondere nach der Pensionierung in zahlreichen Ausstellungen seiner eindrucksvollen Gemälde und Zeichnungen vielfältige Beachtung und Anerkennung. Die Geschehnisse am Sievekingplatz verfolgte er auch nach seiner aktiven Richtertätigkeit mit lebendiger Anteilnahme. Der Arbeit des Richtervereins blieb er engagiert verbunden. So hat er uns, um nur ein Beispiel herauszugreifen, als Kenner und Liebhaber der Historie im Juni 1981 einen Vortrag über die dienstliche und soziale Stellung des Richterstandes gehalten, über den sich in unseren Mitteilungen vom 11.09.1981 der Vorspann findet: " ... obwohl wir mit dieser Veranstaltung in Konkurrenz treten mußten zum gerade begonnenen Hamburger Kirchentag, hatte die Ankündigung viele Kolleginnen und Kollegen (Aktive und Pensionäre) angelockt, und wer gekommen war, kam auf seine Kosten ...", und dessen (von Herrn Schürmann verfaßte) Textwiedergabe mit folgendem Absatz schließt: "Bei einem Vergleich der Verhältnisse zu Beginn des Jahrhunderts mit den heutigen läßt sich feststellen, dass die dienstliche und wirtschaftliche Lage der Richter, ganz allgemein gesehen, sich innerhalb kaum zweier Menschenalter in manchem nicht unerheblich gebessert hat. Dies gilt insbesondere für die jüngeren Richter. Den größten Sprung aber hat die seitherige Entwicklung zugunsten der Referendare gemacht. Den Hamburger Richtern wird man es indessen nicht verübeln können, wenn sie den Lauf der Dinge mit etwas zwiespältigen Gefühlen betrachten, an die Zeit denkend, in der Hamburg seine Richter doppelt so hoch besoldete wie andere Bundesstaaten die ihrigen".
Mir, damals Vorsitzender des Richtervereins, war er aufgrund seiner aufgeschlossenen, liberalen Grundhaltung immer wieder ein kluger und einfühlsamer Ratgeber, dem seine geistige Frische bis zuletzt erhalten blieb. In das Wirken des Arbeitskreises des Hamburgischen Richtervereins "Kultur und Justiz" trug er zahlreiche Anregungen hinein. Diejenigen, welche das Glück hatten, Herrn Schürmann auch nach seiner Pensionierung zu erleben, werden ihn als überzeugende Persönlichkeit mit großer Ausstrahlungskraft in dankbarer Erinnerung behalten.
Roland Makowka