Im Mittelpunkt dieses Heftes steht der Abschied Joachim Metzingers aus seinem Amt als 12. Präsident des Amtsgerichts Hamburg. Der Wechsel an der Spitze eines Gerichtes ist immer auch eine Zäsur in dessen Geschichte - daß dabei eine Ära zu Ende geht, wäre gerade diesem Präsidenten wohl ein zu großes Wort. Und doch: Die Person, die das Amt ausfüllt, prägt der Gemeinschaft von Menschen, aus denen jedes Gerichtes besteht, ihren Stempel auf. Geht sie, beginnt Neues, das sich erst bewähren muß.
Biographische Reden beanspruchen Interesse nicht nur ihres "Gegenstandes" wegen. Sie erhellen auch die Persönlichkeit des Redners und gewinnen daraus zusätzlichen Reiz. Besser als durch die Auswahl des Zitates Voglers "Nicht die Verwaltung, sondern der Richter ist und bleibt das Herz der Justiz" durch den scheidenden Präsidenten kann man neue Besen, die ihre externen Vorstellungen von Justiz propagieren, nicht in ihre Schranken weisen.
Im nächsten Heft wird ein weiterer Wechsel beschrieben: Derjenige vom Generalstaatsanwalt zur Generalstaatsanwältin.
Noch ein Wechsel steht bevor: Der Vorsitzende des Hamburgischen Richtervereins, Dr. Heiko Raabe wird seine Amtszeit beenden und kandidiert nicht erneut. Zur Wahl stellt sich die VRi’inOLG Inga Schmidt-Syaßen. Sie will nach eigenem Bekunden das Amt nur für eine Übergangszeit ausüben.
Es war nicht leicht, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu finden. Zum einen, weil die Bereitschaft, ehrenamtlich tätig zu werden in der Richterschaft ebensowenig verbreitet ist wie in der übrigen Bevölkerung, zum anderen, weil die unterschiedlichen Erwartungen an den Amtsinhaber kaum in einer Person zu fokussieren sind. Die grundlegende Frage ist überdies niemals wirklich thematisiert worden: Ergibt sich der Hamburgische Richterverein der herrschenden Konsensgesellschaft, die alle Konflikte moderiert, oder bringt er die Courage auf, eigene Positionen deutlich - vielleicht sogar streitbar - zu markieren und dafür auch zu kämpfen. Hiervon hängt es letztlich ab, welche Eigenschaften die Person an der Spitze aufweisen muß.
Zwei Menschen, die das Leben der Hamburger Justiz seit ihrem Wiederaufleben nach dem Kriege mitgeprägt haben, sind in den letzten Wochen verstorben: Ursula Thamm und Friedrich Schürmann. In diesem MHR finden Sie nur eine kleine Notiz dazu - die Zeit war zu knapp, um angemessene Würdigungen zu Papier zu bringen - dies soll aber nachgeholt werden.
Im Kontrast zu diesem Stück gelassenen Innenlebens der Hamburger Justiz steht der Bericht Heiko Raabes über seinen Besuch im japanischen Gefängnis Fuchu: Der Blick über den Tellerrand relativiert viele Aufgeregtheiten, die uns umtreiben. Im Mai feiern wir den 50. Geburtstag des Grundgesetzes - es hat uns über eine weite Strecke Zeit getragen und gebietet einen anderen Umgang mit Gefangenen, Angeklagten und Parteien als er uns aus Japan geschildert wird. Es genügt nicht, die Würde des Menschen in Verfassungen und Gesetzen niederzulegen - Humanität muß täglich gelebt werden. Auch diesen Anspruch muß die Justiz an sich stellen. Jeder Richter und Staatsanwalt hat ihn selbstverständlich zu erfüllen. Auch von diesem Thema wird in MHR die Rede sein.
Nebenbei:
Auch die Justizreform 2000
spielt wieder eine Rolle. Allerdings blieb der Seitens der Justizbehörde
für dieses Heft versprochene Artikel mit einem Beitrag zweier Projektmitarbeiter
der Justizbehörde aus - beide haben ihre Beiträge in dem neuen
Mitteilungsblatt der Justizbehörde "Justiz intern" veröffentlicht,
das alle aktiven Mitglieder der Richterschaft erhalten haben. Diese Publikation
bleibt nicht unkommentiert.
Wie MHR für das Internet zugänglich gemacht wird, beschreibt Wolfgang Hirth. Für seine ungeheure Arbeit, die er mit großer Begeisterung in den Aufbau und die Pflege der Homepage des Hamburgischen Richtervereins steckt, können wir ihm nicht genug danken.
Ich wünsche Ihnen angenehme
Osterfeiertage.
Ihre
Karin Wiedemann