1957
geboren in Essen
1980-1982 Studium
der Malerei und Photographie an der Fachhochschule
für Gestaltung, Hamburg, bei Professor Jonas
seit 1990
Freiberufliche Tätigkeit als Designer und Maler
Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen:
1993 | Galerie Priv-Art, Wiesbaden |
1994 | Forum Kreuzberg, Berlin |
1995 | Galerie Priv-Art, Wiesbaden |
1995 | Galerie Rainer Tillmann, Gelsenkirchen |
1997 | Projekt Sonnenrose |
1997 | Holstenhof |
1997 | Kunst-Kontor, Hamburg |
1998 | Cafe Villa, Gelsenkirchen |
1998 | Kunst-Kontor, Hamburg |
Frage:
Was reizt Dich, in der Grundbuchhalle des Ziviljustizgebäudes auszustellen?
Thomas Kälberloh:
Es interessiert mich, auf Kunst an einem Ort aufmerksam zu machen, der zunächst nicht mit Kunst in Verbindung gebracht wird und wo diese auch nicht erwartet wird. In einem Schaufenster z.B. erwarte ich, daß künstlerisch etwas passiert: dort wird Kunst zur Dekoration.
In einem Gerichtsgebäude erwartet niemand, Kunstwerken zu begegnen. Es ist für mich Neuland, an einem zentralen Ort der Hamburger Justiz auszustellen. Ich suche mir allerdings nicht besonders originelle Orte aus, so etwa nach dem Motto, wo kann man es denn noch versuchen? Der Raum der Justiz fordert mich heraus, weil er eben nicht für eine Kunstausstellung errichtet ist. Es interessiert mich, dort zu erproben, ob meine Kunst dort funktioniert.
Frage:
Was heißt das im einzelnen?
Thomas Kälberloh:
Ich habe z.B. gern das Angebot, in einer Arztpraxis auszustellen, angenommen. Es ist üblich, in Arztpraxen Reproduktionen von Kunstwerken auszuhängen. Im Regelfall finden sich dort keine Originale. Ich möchte mit meiner Ausstellung in einer Arztpraxis den Menschen ermöglichen, sich mit einem Original, das heißt mit einem bislang noch nicht bekannten Kunstwerk, zu befassen. Dabei geht es mir darum, daß die Patienten sich damit beschäftigen können und nicht nur beruhigt werden.
Frage:
Und was ist nun das Besondere, in einem Gerichtsgebäude auszustellen?
Thomas Kälberloh:
Ich möchte meine Gedanken, die sich in meinen Bildern niederschlagen, anderen zugänglich machen, und zwar für Menschen, die sich in der besonderen Situation befinden, in das Gericht gehen zu müssen. Die Frage ist: findet sich derjenige, der aus einer Verhandlung kommt und meine Bilder ansieht, darin wieder. Dieser Diskussion will ich mich stellen. Es ist leichter, meine Bilder in einer Galerie zur Diskussion zu stellen als in Räumen, die dafür nicht geschaffen sind.
Frage:
Was willst Du mit Deinen Bildern erreichen?
Thomas Kälberloh:
Bilder sind Behauptungen. Ich will meine Behauptung öffentlich machen und sehen, wie darauf reagiert wird. Das nimmt für mich zunehmend Bedeutung an. Ich habe 1997 am Projekt Sonnenrose mitgearbeitet, weil es dort um die Begegnung von "junger Kunst und alten Menschen" ging. Bei dem Projekt Sonnenrose handelte es sich um eine Ausstellung auf dem ganzen Gelände des Holstenhofes, einem Pflegeheim für ältere, pflegebedürftige Menschen.
In der Ausstellung in der Grundbuchhalle stelle ich u.a. "Schreibbilder" aus. Dabei handelt es sich um die Verbindung von Text und Bild. Durch Überschreibung und Verwischung wird der Text zu einem eigenständigen Bildelement. Es entstehen dadurch verschiedene Schichten. Der Vorgang des Schreibens ist Assoziation und Erinnerung. Dieses wird durch das Überschreiben überdeckt und wieder ausgelöscht. Bei Schrift handelt es sich um etwas, was der Betrachter dechiffrieren kann. Bei diesem Vorgang werden beim Betrachter selbst Assoziationen und Erinnerungen geweckt.
Im Gerichtsverfahren wird versucht, über die in Akten gesammelten Schriftstücke und Dokumente vergangenes Geschehen zu vergegenwärtigen. Ich sehe insoweit auch eine Berührung zwischen den Schreibbildern und dem Ausstellungsort.
Das Gespräch mit Thomas Kälberloh führte Roswitha Körner. Die Ausstellung findet in der Zeit von Ende März bis Ende Mai 1999 statt.Voraussichtlicher Termin der Eröffnung: 25. oder 26. März 1999