(Dieser Artikel ist veröffentlicht in MHR 4/97) < home RiV >
Wechsel in der Redaktion
Da ich zum 30. Januar 1998 kraft Gesetzes in Pension gehe, habe ich dem Vorstand mitgeteilt, daß ich mein Amt als "verantwortlicher Redakteur" unseres Mitteilungsblattes nicht darüber hinaus fortzuführen gedenke. Der Herausgeber sollte im täglichen Betrieb selbst darinstecken; er muß wissen, was "läuft", welche Themen die Gemüter gerade bewegen, welche aktuellen Ideen oder Entwicklungen zu unterstützen oder zu bekämpfen sind, ob just wieder ein greller Skandal zu glossieren ist usw. ... Nun entspricht es der Erfahrung, daß Pensionäre im Sinne dieser Tagesaktualität zunehmend weniger auf dem laufenden sind. Das ist natürlich gar kein wirklicher Mangel und dürfte regelmäßig auch durch still wachsende Lebensweisheit kompensiert werden. Der Umstand prädestiniert gleichwohl nicht für das hier fragliche Amt. Der Vorstand hat demgemäß Karin Wiedemann gebeten, die Aufgabe zu übernehmen (zusätzlich zur Technik, die sie ohnehin seit Bestehen des MHR besorgt); sie hat ihre Bereitschaft erklärt und ist dementsprechend bestallt worden.
Ich selbst bin durchaus nicht darauf aus, meine redaktionelle Mitarbeit schlechthin einzustellen; dazu ist mir das Schreiben, auch das gelegentliche Streiten in den MHR in langen Jahren viel zu lieb geworden. Einstweilen bin ich auch noch ganz gut im Bilde, und da ich mit dem Richterverein, der Justiz und der juristischen Publizistik durch einige Fäden verknüpft bleibe, erwarte ich darin keine allzu rasche Änderung. Für eine Mitarbeit wird’s vorerst wohl reichen; für die Chefredaktion aber empfiehlt sich der Wechsel jetzt.
Ich möchte mich also vom Amt, das mir zu Roland Makowkas frühen Zeiten übertragen worden war, verabschieden und dabei Ihnen, meinen geschätzten Leserinnen und Lesern kundtun, daß ich (mit der erwähnten Einschränkung) gehe, und ich will dabei die Bemerkung nicht unterdrücken, daß es mich immer wieder ebenso gerührt wie gefreut hat zu hören, daß nicht wenige von Ihnen einen Teil Ihrer unwiederbringlich - kostbaren Lebenszeit darauf verwendet haben, mein Geschriebenes zu lesen.
Am 30. Januar 1998, 14.00 Uhr, in der Grundbuchhalle gebe ich meinen "Ausstand" für das Landgericht. Ich möchte dann zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, indem ich den Abschied vom aktiven Richteramt mit der Übergabe der MHR-Redaktion an Frau Wiedemann dergestalt in einen Topf werfe, daß ich Sie, sofern Sie dann Zeit, Lust und nichts Besseres vorhaben, zum Umtrunk am vorgenannten Ort zur vorgenannten Stunde mit dazu lade.
Ihr
Günter Bertram
PS: Da es zuweilen auch anders gehandhabt wird, lassen Sie mich, bitte, als Fußnote hinzufügen: Ich möchte mit keinen Geschenken bedacht werden - ernstlich und ganz ausdrücklich nicht! Wo ich den Inhalt meines vollgestopften Dienstzimmers demnächst zuhause lassen kann, darüber muß ich mir ohnehin den Kopf noch heftig zerbrechen. Sehen Sie, bitte, freundlicherweise davon ab, meine diesbezüglichen Probleme noch zu vergrößern!
G.B.