Am 12. Juni 1997 trat das Hamburger Juri-stenorchester seine erste Auslandsreise an. Anlaß war das 4. Europäische Orchestertreffen, das dieses Jahr in Leiden, Niederlande ausgerichtet wurde.

Da jedem ausländischen Orchester ein holländisches Gastorchester zugeordnet war, reisten wir zunächst nach Assen, Nordholland. Die Angelegenheit gestaltete sich im Vorfeld bereits deshalb sehr spannend, weil wir die Reise plötzlich ohne eigenen Dirigenten antreten mußten. Aber das ist wieder eine andere Geschichte..

Glücklicherweise fand sich der Dirigent des Assener "Drenter Symfonieorkest" bereit auszuhelfen, und so war bereits der erste Probenabend nach vorangegangenen festlichen Essen gerettet. In geselliger Runde klang der Abend zu später Stunde aus.

Freitag vormittag war zunächst ebenfalls mit Probenarbeit ausgefüllt. Am Nachmittag erhielten wir als Bonbon eine hervorragende Führung durch das Assener Arrondissementsgericht, das wohl am ehesten mit unserem Landgericht zu vergleichen ist. Diese Führung war vor allem deshalb so informativ, weil die (deutsche) Vizepräsidentin des Gerichts noch in Deutschland Jura studiert und erst danach ihre Ausbildung als Richterin in den Niederlanden fortgesetzt hatte. Sie konnte daher besonders gut auf unsere Fragen eingehen und wußte auch über die Modernisierungsvorhaben der holländischen Gerichtsbarkeit sehr anschaulich zu berichten. Nach kurzem Besuch im Hause einiger holländischer Orchestermitglieder folgte am Abend das gemeinsame Konzert, das leider nur mäßig besucht war. Einmal mehr wurde es spät, bis wir die wohlverdiente Ruhe fanden.

Am Sonnabend reisten wir in die alte Universitätsstadt Leiden, die nach ihrem Stadtwappen, zwei gekreuzten Schlüsseln, auch den Beinamen "Schlüsselstadt" trägt. Nach den in den vergangenen Jahren erfolgten Restaurierungsarbeiten ist diese Stadt wirklich sehenswert. Faszinierend ist auch hier, wie fast überall in Holland, die Fahrraddichte.

Samstag nachmittag bis Sonntag mittag stellten sich die insgesamt 18 angereisten Orchester (jeweils ein holländisches und ein auswärtiges Orchester) mit einem gemeinsamen Stück im Stadsgehoorzal von Leiden vor. Mit dem Drenter Symfonieorkest brachten wir für Mendelssohn Bartholdy, Die Hebriden, ca. 65 Mann/Frau auf die Beine und an das Instrument. Der Beifall bestätigte uns, daß die Darbietung gelungen war.

Samstag abend wurde in der Pieterskerk ausgiebig gefeiert, mit Essen und Trinken, Musik und Tanz (Die Kirche wird für sakrale Zwecke nicht mehr genutzt). Sonntag mittag hieß es dann abreisen, was sich für die Verfasserin dieses Berichts allerdings nicht so einfach gestaltete, weil sie den Autoschlüssel diebstahlssicher im Kofferraum verstaut hatte. Aber das ist wieder eine andere Geschichte. ...