(Dieser Artikel ist veröffentlicht in MHR 3/96) < home RiV >
12 Jahre PatientenInitiative Hamburg
- Eine Lobby für Patienten -

Fehler im Medizinbetrieb werden häufig verschwiegen und nur dann aufgeklärt, wenn sich die betroffenen Patienten selbst dafür einsetzen. So wurde die PatientenInitiative Ende 1983 von geschädigten PatientInnen des Orthopäden Prof. Bernbeck gegründet, die sich damit rasch als Interessenvertretung von und für Patienten etablierte.
Nach hartnäckigen Verhandlungen konnte Anfang 1988 die öffentliche Förderung einer Beratungsstelle durchgesetzt werden. Hier standen vier hauptamtliche MitarbeiterInnen all denjenigen mit Rat und Tat zur Seite, die Orientierung im Gesundheitswesen und Information über Patientenrechte suchten oder sich über Mißstände beschweren wollten. Ein Schwerpunkt war die Klärung von Behandlungsfehlervorwürfen und Durchsetzung berechtigter Ansprüche, wobei die Betroffenen bei der Bewältigung psychischer und sozialer Probleme unterstützt wurden, und zwar unabhängig davon, ob ein ärztlicher Fehler vorlag oder ganz andere Ursachen zutage traten. Die Auswertung der eingehenden Beschwerden diente der Entwicklung von Strategien und Materialien der Öffentlichkeitsarbeit mit dem Ziel, Schädigungen und überzogene Erwartungen an die Medizin zu vermeiden und Mißstände abzubauen.
Jährlich wurde die Beratungsstelle von 1000 bis 2000 Menschen kontaktiert und stets lag der Bedarf weit über der Beratungskapazität und das, obwohl die Verbraucher-Zentrale zwischenzeitlich ein ähnliches Angebot eingerichtet hatte. Neue Skandale konnten nicht verhindert werden, wie die jüngsten Ereignisse im Universitätskrankenhaus Eppendorf zeigen. Die PatientenInitiative e.V. setzt sich beharrlich auch für diese Betroffenen ein und ist bemüht, Unterstützung und Information gegen die massive Verunsicherung vieler Patienten zu setzen.
Trotz der erfolgreichen Arbeit wurden die öffentlichen Mittel über die Jahre immer weiter reduziert und im Zuge vorgeblicher Sparzwänge im März 1995 ganz gestrichen. Die PatientenInitiative e.V. mußte ihre Beratungsstelle schließen und ist entschlossen, ihre Arbeit fortzusetzen. Patienten benötigen als Gegenpol zu den Interessenvertretungen von Ärzten und Pharmaindustrie eine eigenständige Lobby, die das Selbstbestimmungsrecht der Patienten schützt und stärkt.
Die PatientenInitiative e.V. kämpft mit dem ehrenamtlichen Engagement einer Handvoll Mitglieder für einen Neuanfang einer Beratungsstelle, in der mit dem bewährten Konzept weitergearbeitet werden kann. Ein erster Schritt ist getan: Seit Februar ist ein kleines Büro angemietet, in dem regelmäßige Beratungszeiten angeboten werden. Auch ehrenamtliche Arbeit kostet Geld und der Verein verfügt nicht über nennenwerte Eigenmittel.
Wir möchten Sie mit diesem Beitrag auf unsere Tätigkeit aufmerksam machen und anregen, den Patientenschutz in Hamburg mit Direktzuwendungen zu fördern.
Gern berichten wir Ihnen von unserer Arbeit und den Aktivitäten zur Absicherung der Beratung, die jetzt schon wieder von monatlich rund 100 Ratsuchenden nachgefragt wird. Mit den knappen personellen und finanziellen Ressourcen können wir diesen Bedarf nicht decken.
Kerstin Hagemann steht unter (040) 279 64 55 gern für weitere Informationen zur Verfügung.
Kerstin Hagemann