(Dieser Artikel ist veröffentlicht in MHR 1/96) < home RiV >
Aus der vita des Mac-daddeldu

(Nicht allzu frei nach Joachim Ringelnatz)

Makowka, auch Mako oder Mac-Owka genannt,

hatte festgemacht am Sieveking-Kai,

als Jungsoldat vom Ostpreußenland

aus Wehlau, nicht ganz unversehrt durch den Krieg

und an dem Mann mit der Sense vorbei.

Mako schwenkte eine Zigarette in der Hand;

damit durfte nur e r bei Stiefelbier anhalten

und Personalpolitik gestalten.

Später flohen beide voreinander, aber ohne drohende Reden

wie Mako vor der Wirtin in Schweden.

Makowkas Braut ist Dagmar,

er liebt auch die Justiz, das Landgericht,

den Richterbund, die Staatsanwälte

und die Richter und umgekehrt.

Indessen Dagmar die Sprachen pflegen tat,

das Russische vorgezogen,

mit Mako zum Beispiel nach Taiwan geflogen

und bei den St. Petersburger Richtern gedolmetscht hat.

Zwischen Sievekingplatz und Drehbahn war

der große Vorsitzende nicht bekannt als Krakeeler.

Deswegen nannten sie ihn M a c

(den vom Pregel stammenden sailor).

Mac liebt nicht laute, aber freie und offene Reden

bei Richterversammlungen und Bierabendpredigten;

da schenkte er anderen und sich selbst nichts.

Und trotzdem - er liebt die Harmonie

und sagt nie "Sie Affe!"

und sagt ungern "nein" und nie "nie",

jedenfalls am Sievekingplatz,

wohl aber zu den Rathaus-Oberen,

die manchmal Justiz-Ressentiments haben.

Und als er sich einmal daneben setzte,

gingen für andere Hoffnungen entzwei,

er mußte auch einmal an Krücken geh'n,

aber ohne daß Mac seine Integrität verletzte.

Maco zahlte, wenn man Schweigen so nennt, in Gold.

Manche maulten, er halte seine Autorität versteckt.

Wenige Pharisäer nannten ihn Trunkenbold,

manche haben ihn noch schlimmer geneckt,

aber er brachte Aktivitäten ans Licht,

ein Unikat mit Gewicht, wie andere nicht.

Weder mit rechten noch mit linken Emblemen,

einmal mißverständlich und ganz ungeniert

auf dem CDU-Tableau, aber trotzdem

hat er sich nie korrumpiert.

Mac ist kein Freund sentimentaler Träume.

Aber für Farben und für Bilder an der Wand

sah man ihn wandeln durch Dienstgänge und Räume

mit Nagel und Hammer in der Hand

für seine Grundbuchhalle.

Sonst haut' er sich und niemand nicht auf den Daumen,

aber andere versuchten ihn anzupflaumen,

zum Beispiel nach der Hafenstraßen-Rede,

provoziert von einem anderen Präsidenten,

und eine Presse-Stimme schrie:

"Sie, Herr Doktor Makowka, Sie ...!"

und links und rechts schwirrten ... nicht Kolibri,

sondern ... Zeitungs-Enten

(was die wohl im Februar '96 schreiben könnten?!)

Und dennoch ertrug er fast alles und jeden

immer mit Humor,

machte auch ein wenig Politik in den Kulissen,

hat schlechte Zeiten und Gutzeiten ertragen müssen

und mit Humor auch seinen Präsidenten-Dienst beschlossen.

Die Weihnachtstage 95 vergehen,

der Lichterbaum an der Norder Ohe erlischt.

Bevor das neue Jahr hat kommen sollen,

war Roland wieder nach Hamburg entwischt,

noch zum Sievekingplatz.

Die in Eppendorf ihn als Ombudsmann haben wollen.

Dann hat das Jahr endlich Ruh';

und an der Ohe nähert sich Roland

und sucht für alle Fälle nach dem Haustürschlüssel;

und Dagmar tritt an die Tür

und weint keineswegs

(die Justiz trauert)

und fragt nicht, warum er so spät aus Hamburg 36 käme,

und fragt nicht, ob er sich nicht schäme,

und schlägt auch die Tür nicht zu.

Schließlich dämmert langsam der Neujahrsmorgen,

leise verwehen Makos gerichtliche Sorgen.

Noch präsidiert er dem Richterverein,

Ehrenvorsitzender sollte er sein.
 

Hans Alisch