Der Fotograf Gerhard Gäbler, 1952 in Leipzig geboren, Absolvent der dortigen Hochschule für Grafik und Buchkunst, hat Erscheinungsformen des Alltagslebens in Ost-Deutschland 1980-1994 festgehalten. Schon in der alten DDR nahm er sich die Hohlheit offizieller Anlässe, die Tristesse des gewöhnlichen Lebens vor.
Später dokumentierte Gäbler den Ernst der legendären Leipziger Montagsdemonstrationen. Die Bilder der allerletzten Jahre zeigen das Nichtgelungene des Wiedervereinigungsprozesses.
Das Münchener Fotomuseum zeigte 1994 eine Auswahl seiner Bilder, die der Hamburgische Richterverein in der Zeit April bis Mitte Mai 95 in der Grundbuchhalle ausstellt.
Der Ausstellungskatalog enthält einen vorzüglichen Essay von Jan Thorn Prikker. Dieser sieht in Gäbler einen geborenen Oppositionellen, der - wie einst George Grosz und John Heartfield - an der "Phänomenologie des deutschen Spießertums" arbeite.
Zur Ausstellungseröffnung, deren exaktes Datum noch nicht festgelegt ist, wird der Richterverein einladen. Der Fotograf wird anwesend sein.
Ein Sponsor für die Fahrt von Gerhard Gäbler nach Hamburg wird noch gesucht. Gerhard Gäbler fährt Bahn.
Bernhard Jacobi