Eine Zuschrift von VRiOLG i.R. Kurt Bürrig zum MHR 3/92 über das Mahnmal vor dem Oberlandesgericht und den fehlgeschlagenen Versuch, Lea Rosh nach Hamburg einzuladen.
Heft 3/92 berichtet über einen "kleinen Schritt voran" zu einem Mahnmal auf dem Sievekingplatz. Es soll an Opfer der nationalsozialistischen Justiz erinnern.
Ich frage mich, wer an diesem Platz erinnert, wer gemahnt werden soll? Sind es die seit der Zeit des "3. Reiches" nun schon in dritter Generation amtierenden Richter? Benötigen sie einen ständig erhobenen Zeigefinger? Oder soll der den Sievekingplatz passierende Bürger darauf hingewiesen werden, daß die Justiz vom Zeitgeist und ihn beherrschenden Machtstrukturen abhängig werden kann und irgendwie doch auch immer ist? Wer hat etwa dem grauenhaften Wüten der Justiz mit Folter und Scheiterhaufen je ein Mahnmal abgewonnen?
Was treibt eigentlich dazu, wenigen Jahren des Unglücks und des Unrechts in der deutschen Geschichte immer neue Denkmäler zu setzen? Ist es vielleicht der Mangel an eigenem erinnerungswürdigem Vollbringen?
Ich kenne eine Reihe von Gedenkstätten, die in der einen oder anderen Gestalt auch Schande der Justiz im dritten Reich unvergessen machen. Einer Spezialisierung zum Zwecke wohl nur perpetuierter Demütigung bedarf es weder für Richter noch für Bürger, die keine Vergangenheit mehr, sondern die Gegenwart "zu bewältigen" haben und sich auch ohne Mahnung allerorts in der Zukunft bewähren wollen.
Schließlich noch ein Wort zur Einladung von Frau Rosh:
Was haben Sie eigentlich von der Einladung und der Eingeladenen anderes erwartet?
Mit freundlichem Gruß
Kurt Bürrig