Der Literat las, wie schon angekündigt, am 9. September 1992 in der Grundbuchhalle, die einen angenehmen und großzügigen Rahmen dafür bot. Er trug vor aus seinem 1991 erschienen Roman "Die Verteidigung der Kindheit". Und dies sehr gut. Einer, dessen kräftige Stimme mit ihrem leichten Schweizer Ton und Rhythmus die Nuancen voll ausschöpft: Alfred Dorn ist die Hauptfigur, Jurist mit starker Mutterbindung. Das Triumphale des Auftretens daheim bei der beeindruckten Mutter, das Kleinmachen beim Repetitor, das Lauernde im Umgang mit den Kommilitonen, der introvertierte Genuß beim Kauf neuer Schuhe - alles dargeboten mit gemessenem Ausdruck für die unnachahmlich heimtückischen und ironischen Formulierungen. Das Auditorium war gefesselt.
Karin Wiedemann