Der frühere Vorsitzende des Hamburgischen Richtervereins, Dr. Karl Frick, ist am 20.10.1992 im Alter von 82 Jahren verstorben.
Dr. Karl Frick, geb. am 10.11.1910 in Schwerin/Mecklenburg, war am 16.05.1957 nach Wehrdienst und Kriegsgefangenschaft als Richter beim Landgericht übernommen worden. Am 01.06.1954 wurde Dr. Frick zum Oberlandesgerichtsrat ernannt und kehrte Ende 1956 zum Landgericht als Landgerichtsdirektor zurück. Hier war er Vorsitzender der Zivilkammern 23 und 17, zuletzt Vorsitzender in der Kammer 15 für Handelssachen. Am 14.07.1970 wurde Dr. Frick zum Senatspräsidenten ernannt und war bis zu seiner Pensionierung am 31.11.1978 Vorsitzender des 12. Zivilsenats.
In der Mitgliederversammlung des Hamburgischen Richtervereins vom 08.12.1970 wurde Dr. Frick als Nachfolger des Senatspräsidenten Dr. Fürstenhagen zum Vorsitzenden des Hamburgischen Richtervereins gewählt. Auf eigenen Wunsch trat er in der Mitgliederversammlung vom 16.01.1977 - ca. ein Jahr vor seiner Pensionierung - vom Vorsitz zurück. Ich wurde sein Nachfolger.
Dr. Frick trat in justizpolitisch bewegter Zeit das Amt des Vorsitzenden unseres Vereins an. Die wilden 68er Jahre hatten viel Unruhe auch in die Justiz gebracht: Reform der Juristenausbildung, dreistufiger Gerichtsaufbau, Reform des Richteramtsrechts, letztlich die eigenständige Richterbesoldung waren Themen, die in Hamburg und auf Bundesebene engagiert diskutiert wurden. Dr. Frick stand damals für viele vom Hamburgischen Richterverein geprägte progressive Thesen, die er mit Vehemenz und dem ihm eigenen Temperament vertrat. Seinem Einsatz ist es u.a. zu verdanken, daß noch heute Richter als Berater bei der ÖRA wirken dürfen. Die meisten anderen Richterverbände und auch das Bundesjustizministerium vertraten seinerzeit die Auffassung, daß eine ehrenamtliche Beratertätigkeit mit dem Richteramt nicht zu vereinbaren sei.
Eine Sternstunde erlebte der Hamburgische Richterverein mit der Protestversammlung zur Justizmisere in Hamburg am 06.12.1972. Zusammen mit der Fachgruppe der Richter und Staatsanwälte in der ÖTV prangerte Dr. Frick die katastrophalen Verhältnisse bei den Gerichten und Staatsanwaltschaften in nahezu allen Bereichen an. Unsere Kollegen Dr. Barthe, Frisch, Isbarn (für die ÖTV), Dr. Remé, Dr. Schött, Thönssen und Wittke - um nur einige zu nennen - standen Dr. Frick hilfreich zur Seite. In einer von Dr. Frick groß angelegten Pressekampagne war es meine Aufgabe, in der "Panorama"-Sendung am 19.12.1972 die unzumutbaren Unterbringungsverhältnisse bei der Justiz zu beschreiben. Die damalige Protestaktion fand nicht nur in Hamburg, sondern auch in der Bundesrepublik Aufsehen und führte zur Justizvorlage des Senats an die Bürgerschaft vom 03.07.1973 (Drucksache VII 30/88), in welcher erstmals die Probleme der Justiz ernsthaft und mit Erfolg aufgenommen wurden.
In der Mitgliederversammlung vom 24.01.1973 sagte Dr. Frick rückblickend: "Unsere Absichten zielen, wie wir schon am 6. Dezember 1972 zum Ausdruck gebracht haben, ganz auf Verstehen und Verständnis ab. Wir wollen überzeugen. Die hamburgische Justiz wird nicht dauerhaft gesunden, wenn es nicht gelingt, die Überzeugung von gewissen unumgänglichen Notwendigkeiten zum Allgemeingut zu machen." Worte, die noch heute Geltung haben.
Dr. Frick war uns allen, die wir ihn als Vorsitzenden des Hamburgischen Richtervereins erlebt haben, ein Vorbild; oftmals ein Fels in der Brandung, der auch den Mut hatte, Unbequemes offen auszusprechen. Auch als Richter hat er sich die Sache nie leicht gemacht; er war anspruchsvoll in seinen Anforderungen an sich und andere, gleichzeitig aber ein fairer und offener Partner. Für mich war Herr Dr. Frick in den damals bewegten Jahren ein Lehrmeister, gleichzeitig aber auch ein väterlicher Freund - auch in den Jahren nach seiner Pensionierung.
Wir alle gedenken seiner in Trauer.
Roland Makowka