(Dieser Artikel ist veröffentlicht in MHR 4/92) < home RiV >
Liebe Kolleginnen und Kollegen,

das Jahr 1992 stand für uns wiederum im Zeichen vielfältiger Veranstaltungen des Hamburgischen Richtervereins.

Am 5. Mai wurde die Grundbuchhalle im Ziviljustizgebäude als künftiges Kommunikationszentrum der hamburgischen Justiz eingeweiht - Frucht unserer Initiative; inzwischen ist sie dafür schon ein wohlbewährter Ort.

Die Hamburger Justiztage vom 19. - 22. Mai dieses Jahres, die unter der organisatorischen Leitung und Verantwortung des Richtervereins standen, waren noch einmal ein schöner Erfolg. Wir hatten die besondere Freude, wieder viele ausländische Freunde als Gäste dabei zu haben, die uns aufgrund von Partnerschaften verbunden sind. Es kamen Kolleginnen und Kollegen aus Schweden, Frankreich (Bobigny), St. Petersburg, Taiwan (Taipei) und auch aus Spanien und Polen.

Für unsere laufende Reihe "Kultur und Justiz" war die Lesung Martin Walsers aus seiner "Verteidigung der Kindheit" am 9. September in der neugestalteten Grundbuchhalle ein gewisser Höhepunkt.

Soll man alles Weitere auch aufzählen? Gewiß nicht - nur mehr oder minder herausgegriffen dies noch:

· Treffen mit den pensionierten Kolleginnen und Kollegen am 24. März 1992.

· Unsere seit Jahren zusammen mit der Justizbehörde veranstalteten Seminare für junge Richter und Staatsanwälte

vom 31.08.92 - 02.09.92
vom 26.10.92 - 28.10.92 und
vom 09.11.92 - 11.11.92.
Wie gesagt: trotz aller Lasten, Überlasten und Plagen (von denen man nicht ständig reden muß, um sie vor Augen zu behalten), läßt sich vom nun ausgehenden Jahr manches Gute berichten; vieles, was uns zur Weiterarbeit motiviert. Oder ändert sich die Gesamtbilanz durch den Herbst des Jahres mit den Kampagnen, die bei Haftentlassungen angeknüpft, dann aber bald weit darüber hinaus gegriffen hatten? Gewiß nicht! Schon der Zeitablauf wird Spreu und Weizen trennen, oder hat das schon bewirkt: Mit den wirklichen Problemen der Gerichte und Staatsanwaltschaften hat unser Verein sich schon seit eh' und je beschäftigt und geplagt, oft leidenschaftlicher und engagierter als es anderen lieb war. Das wird sich natürlich nicht ändern! Aber wir stellen keineswegs Forderungen nur, oder in erster Linie, an andere, die Behörde z.B.; den Anspruch auf Pflichterfüllung stellen wir auch und zunächst an uns selbst; so war es, so bleibt es. Es wird aber auch dabei bleiben, daß wir haltlose, unberechtigte Angriffe ohne übertriebene Höflichkeiten in ihre Schranken weisen.

Eines sei noch angemerkt: Die in den Medien geführten Diskussionen haben leider von einem Problem abgelenkt - der schlimmen Lage nämlich in den Geschäftsstellen und Kanzleien, insbesondere bei der Staatsanwaltschaft und dem Amtsgericht.

Wenn Sie dieses Heft in Händen halten, steht Weihnachten vor der Tür; ich wünsche Ihnen ein ruhiges und gesegnetes Fest! Nicht zuletzt auch unsere jüngeren Kolleginnen und Kollegen, die in manchen Bereichen unter einer unzumutbar hohen Arbeitslast leiden, bitte ich, nicht zu verzagen.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Roland Makowka