"Der Bürger, welcher feminin, muß oben etwas überziehn!", lautete die poetische Antwort auf die bange Frage, ob ein hübsches Mädchen sich in der (real existierenden) sozialistischen Gesellschaft "oben ohne" zeigen dürfe. Es war Rechtsanwalt Friedrich Wolff (jetzt einer der drei Pflichtverteidiger Erich Honeckers) der Anfang der 80'iger Jahre in der DDR-Sendereihe "Alles, was Recht ist" diesen belehrenden Reim unter das Volk gebracht hat.
Natürlich entlarvt sich die Sentenz schon durch ihre sprachliche Gestaltung als bodenlos unsensibel und hoffnungslos rückständig. Jeder Kommentar wäre eine Verschwendung von Worten!
Allerdings: mit unseren Verdoppelungen ("Bürgerinnen und Bürger"), Kürzeln ("....erInnen....") und dgl. Korrektheiten läßt sich so schwer reimen! Soll man deshalb seufzen: "Wolff, du hattest es besser!"? Ach nein: wo fast alle sozialistischen Errungenschaften im Orkus verschwinden, muß auch ein so unziemlicher Satz der Vernichtung anheimfallen: man vergesse ihn also!
Günter Bertram