(Dieser Artikel ist veröffentlicht in MHR 4/11, 47) < home RiV >

Horizonterweiterung Türkei

- Assessorenreise nach Istanbul
vom 25. bis 30. September 2011 -

 

Nein, in ein türkisches Gefängnis sind wir trotz mehrerer Versuche nicht vorgedrungen, mit türkischen Richtern haben wir nicht sprechen können, und unser Besuch im neuen Justizzentrum war nicht gerade das, was man einen vertieften Einblick in das türkische Rechtssystem nennen würde – wir würden bei den Verhandlungen ohnehin nichts verstehen, wurde uns bedeutet. Trotzdem war unsere Studienreise nach Istanbul auch unter fachlichen Gesichtspunkten ein voller Erfolg: Neben einer ausgiebigen ausgewiesen juristischen Stadtführung war ein erster Höhepunkt der Besuch bei der Istanbuler Rechtsanwaltskammer, von der wir unter der Überschrift „freedom of thought“ nicht nur äußerst freundlich empfangen wurden, sondern uns auch intensiv und offen über Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen dem deutschen und dem türkischen Justizsystem austauschen konnten. Nicht weniger aufschlussreich war die Führung und anschließende Diskussion mit dem ZDF-Korrespondenten Herrn Hosny und seinen Mitarbeitern im Istanbuler ZDF-Studio. Die besonnenen Ansichten von Herrn Hosny zeugten von seinem tiefen Verständnis für die politische Entwicklung des Landes. Kritischere Töne in Richtung der Türkei kamen am folgenden Tag von unserem weiteren Gesprächspartner Herrn Dehnert von der dortigen Friedrich-Naumann-Stiftung. Dank seiner engagierten Leitung entspann sich hier eine spannende Diskussionsrunde, nicht nur über die uns besonders nahen Themen wie Rechtsstaatlichkeit und Unabhängigkeit der Justiz. Den Abschluss unserer Fachtermine bildete der Besuch im repräsentativen Generalkonsulat, in dem uns Herr von Münch die traditionell starken deutsch-türkischen Beziehungen nahe brachte.

 

Wer, wie die meisten von uns, zum ersten Mal in Istanbul war, konnte sich von der überwältigenden Anzahl an Sehenswürdigkeiten und Möglichkeiten bei Tag und bei Nacht nur einen ersten Eindruck verschaffen. Istanbul zeigte sich dazu von seiner allerbesten Seite, nämlich stets sonnig und warm. Klassische touristische Attraktionen waren natürlich die Hagia Sophia, die Blaue Moschee, die Süleymaniye-Moschee und der Topkapi Palast. Viele von uns haben sogar die Zeit für die Überfahrt zur Prinzeninsel gefunden, auf der wir der manchmal etwas anstrengenden Megametropole eine Radtour und sogar einen Strandbesuch entgegensetzen konnten. Gemeinsam unternehmen konnte unsere 30-köpfige Gruppe außerdem eine geführte Schiffsfahrt durch den Bosperus. Höhepunkte der Horizonterweiterung waren schließlich die vielen Dachterrassen und Balkone, die immer neue Blicke auf das goldene Horn, das Marmarameer, den Bosperus und die europäischen und asiatischen Teile der Stadt erlaubten. Schlusspunkt war unser letzter gemeinsamer Abend auf der höchsten Dachterrasse Istanbuls mit atemberaubendem 360-Grad-Blick – ein stimmungsvoller Abschied von einer inspirierenden, an Einblicken reichen, Istanbul-Reise.

 

Henning Rieckhoff