(Dieser Artikel ist veröffentlicht in MHR 2/09, 21) < home RiV >

Aller Anfang ist schwer ...

 ... doch JuRiWiki.de kann helfen:

 

Der Richterbund richtet eine Wissensdaten­bank für junge Richterinnen und Richter ein.

Natürlich bedeuten die ersten Tage als Richter(in) auf Probe – wie jeder Berufsanfang – eine große Herausforderung, menschlich wie fachlich. Ganz gleich aber, in welchem Gericht oder in welcher Abteilung der Staatsanwaltschaft man seine ersten R1-besoldeten Schritte unternimmt – neben zweifellos wichtigen Fragen nach gemeinsamen Essenszeiten und Kaffeerunden bleibt eine der größten Sorgen des Berufseinsteigers, wie man ganz praktisch mit den Akten umgeht, die dienstbare Geister Morgen für Morgen in mitunter bedrohlich schwankenden Stapeln auf den Aktenbock tragen.

Viele Fragen sind „eigentlich“ ganz einfach zu beantworten, man muss eben nur wissen wie’s geht. Die Staatsanwaltschaft praktiziert seit langem die anfängliche Gegenzeichnung und viele Gerichte bemühen sich, mit Tutorensystemen und Listen stets „ansprechbarer“ Kollegen Hilfestellung zu geben. Auch kursieren verschiedenste Skripte, die in der einen oder anderen Situation Hilfestellung geben können. Eines fehlte aber bisher: eine zentrale Anlaufstelle, in der das praktische Erfahrungswissen für den Berufsalltag an leicht zugänglicher Stelle gebündelt werden kann.

Diese Lücke möchte das Projekt „JuRiWiki“ schließen helfen. Die Abkürzung steht für JungRichter(innen)Wiki“, wobei die letzten vier Buchstaben entgegen dem ersten Anschein keine (weitere) Abkürzung sind: Das Wort Wiki ist dem Hawaiianischen entlehnt, bedeutet dort „schnell“ – Busse nennt man auf Hawaii etwa hoffnungsvoll „Wikiwiki“ – und bezeichnet in der Welt des Internet einen bestimmten Typ von WWW-Seiten, die man lesen, aber auch selbst verändern kann. Das bekannteste Beispiel für diesen Typ von Internetseiten ist sicherlich die Wikipedia[1], eine nach dem Wiki-Prinzip realisierte Enzyklopädie, die inzwischen klassischen Großlexika wie dem Brockhaus oder der Britannica in mancher Hinsicht überlegen ist.

Der zentrale Vorteil des Wiki-Prinzips liegt darin, den klassischen Anbieter-Nutzer-Gegensatz aufzuheben: Ein Lexikon in Buchform wird lediglich von einer kleinen Redaktion erstellt, während die Leser auf den Inhalt keinen direkten Einfluss haben – sie können allenfalls einen Leserbrief verfassen und hoffen, dass er dereinst in einer neuen Auflage Beachtung finden möge. Bei einem Wiki hingegen findet sich auf jeder Seite ein Knopf zum Bearbeiten der Seite. Wer einen Fehler findet, kann ihn damit gleich beheben; wer etwas beitragen möchte, kann dies sofort selbst erledigen. So entsteht bei entsprechend engagierter Leserschaft sehr schnell – eben „wiki“ – eine umfassende und aktuelle Wissenssammlung.

Mit dem Projekt JuRiWiki, abzurufen unter www.juriwiki.de , das auf derselben Software aufbaut wie die „große“ Wikipedia, entsteht nach dem Wiki-Prinzip eine Wissenssammlung des Deutschen Richterbundes von und für junge Richter und Staatsanwälte. In Zusammenarbeit mit möglichst vielen Kollegen möchten wir eine Fundgrube des Erfahrungswissens schaffen und so ein hilfreiches Arbeitsmittel zur Verfügung stellen und weiterentwickeln. Zu diesem Zweck hat sich eine Redaktion von engagierten Kollegen gefunden, die das Projekt betreut.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Das JuRiWiki tritt natürlich nicht in Konkurrenz etwa zum Generalienheft der Staatsanwaltschaft oder zur Formularsammlung im Aulak beide aber lassen gerade aus der Sicht von Berufseinsteigern viele Fragen offen, für deren Beantwortung das JuRiWiki eine Plattform bieten möchte. Um sicherzustellen, dass die Daten aus dem JuRiWiki nicht in falsche Hände gelangen, erfordert der Zugriff auf das System außerdem eine einmalige Anmeldung, bei der die Redaktion sicherstellt, dass nur Richter und Staatsanwälte Zugang bekommen.

Wie jedes Wiki lebt auch das JuRiWiki vom Mitmachen. Die Redaktion hat zwar eine grundlegende Struktur geschaffen und begonnen, viele Seiten mit Inhalten zu füllen. Andererseits können einige Wenige allein kein virtuelles Handbuch für den richterlichen und staatsanwaltschaftlichen Dienst realisieren. Die Redaktion ist vielmehr auf Hilfe angewiesen, um das JuRiWiki weiterzuentwickeln: Nur wenn möglichst viele Kollegen ihre Erfahrungen einbringen, kann mittelfristig eine Art kollektives Gedächtnis, Online-Handbuch & virtuelle Formularsammlung in einem entstehen.

Daher bittet die Redaktion um die Mithilfe sowohl jüngerer als gerade auch erfahrener Kollegen: Sicherlich schlummert noch eine Vielzahl von Tipps, Musterverfügungen und gelungenen Beschlüssen für Standard-Situationen in Schreibtischen und auf Festplatten. Warum sollten dann „neue“ Kollegen das Rad noch einmal erfinden? Die Redaktion wäre sehr dankbar, wenn möglichst viele ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit den jüngeren Kollegen teilen würden. Wer mitmachen mag, kann sich anmelden und Texte unmittelbar selbst einstellen. Das geht fast so einfach wie mit einem Schreibprogramm ... wie genau, beschreibt ein eigener Artikel im JuRiWiki. Außerdem freut sich die Redaktion immer über Hinweise und Beiträge, die man per eMail an juriwiki@juriwiki.de schicken kann. Eingehende Texte werden an passender Stelle online gestellt. Derzeit pflegt die Redaktion beispielsweise ein mehr als hundertseitiges Skript des Berliner Kollegen RiAG Frank Buckow ein, der seine langjährigen Erfahrungen als Ermittlungsrichter sowie zahlreiche Musterbeschlüsse zusammengestellt hat. Dieses Dezernat dürfte damit in Kürze praktisch vollständig im JuRiWiki abgebildet sein.

Wer sich für das Projekt JuRiWiki interessiert – und sei es, um erst einmal nur hereinzuschauen –, ist herzlich eingeladen, sich per eMail an die Hamburger Ansprechpartner unter hh@juriwiki.de anzumelden. Bitte geben Sie dabei eine dauerhafte eMail-Adresse an, die sich auch bei Dezernatswechseln nicht ändert. Die Zugangsdaten werden dann kurzfristig per eMail zugesandt. Auch auf Ihre Meinung zum JuRiWiki-Projekt sind wir gespannt – bitte zögern Sie nicht, sie uns unter juriwiki@juriwiki.de wissen zu lassen.

 

Ulf Buermeyer (Landgericht Berlin)

Verantwortlicher Redakteur des JuRiWiki


[1] http://www.wikipedia.de