(Dieser Artikel ist veröffentlicht in MHR 2/07, 22) < home RiV >
Assessorenreise nach Dublin
Am Mittwoch, den 18.04.2007, war es so weit: Nach mehr als halbjährlicher Planungszeit startete endlich eine neue Assessorenreise (18.-22.04.2007). Dieses Mal ging es nach Dublin, der boomenden Hauptstadt Irlands.
Die Reise begann am Hamburger Hauptbahnhof, von wo uns zunächst ein Reisebus zum - von der Fluggesellschaft Ryanair als Hamburg bezeichneten – Lübecker Flughafen brachte. Dessen mehr einer provisorischen Halle als einem modernen Flughafen ähnelndes Gebäude weckte war zunächst wenig Vertrauen, der Flug verlief sodann aber reibungslos. Ganz so reibungslos sollte es in Dublin angekommen nicht weiter gehen: Nachdem nach einiger Zeit zwar der Bus, der uns zum Hotel bringen sollte, gefunden war, fehlten die ersten Reiseteilnehmer. Sie konnten dann aber schnell in dem Flughafen-Pub lokalisiert werden, wo sie ihre Ankunft in Irland landesgemäß feierten!
Unser Hotel „Egans House“ lag in einem für North-Dublin typischen Wohngebiet und zeichnete sich durch verwinkelte Flure, niedliche Zimmer mit manch staubigen Ecken und plüschigen Möbeln aus. Insgesamt haben wir uns dort jedoch alle sehr wohl gefühlt, insbesondere das reichhaltige irische Frühstück – von Toast mit Orangenmarmelade bis zu Bohnen in Tomatensauce war alles vorhanden – überzeugte!
Schon während der ersten eigenständigen Erkundungstouren zeigte sich, dass die Infrastruktur Dublins mit dem Wachstum der Stadt in den letzten zehn Jahren nicht mithalten konnte. An öffentlichen Verkehrsmitteln standen lediglich Doppeldeckerbusse zur Verfügung, die jedoch zusammen mit dem übrigen Verkehr häufig mehr standen als fuhren. Da das Fahrradfahren ganz offensichtlich lebensgefährlich ist, gab es auch nur vereinzelt Mutige, die sich auf diese Weise der Herausforderung des Verkehrs stellten. Dublin präsentierte sich als eine lebendige, bunte, junge Stadt, in der der Gegensatz zwischen einerseits historisch geprägter Gemütlichkeit und andererseits moderner Aufbruchstimmung deutlich zu spüren war.
Der Donnerstagvormittag war einer Stadtführung gewidmet. Treffpunkt war um 10.00 Uhr am „bell tower“ des Trinity College. Dort erwartete uns eine resolute und – wie sich im weiteren Verlauf zeigen sollte – recht eigenwillige Stadtführerin. Von ihrem Plan, uns im Rahmen einer vierstündigen Tour inklusive Mittagessen nicht nur eine Ausstellung in der National Gallery, sondern auch das National Museum zu zeigen, war sie trotz wiederholten Bitten und Interventionen, man wolle lieber die Stadt sehen und die Museen in kleineren Gruppen selbständig erkunden, nicht abzubringen. Um 14.15 Uhr bedurfte es erst einer sehr deutlichen Ansage, um zu vermitteln, dass die Stadtführung nun beendet werden musste, weil wir für eine Fortsetzung keine Zeit mehr hatten. Schließlich mussten wir bereits um 15.00 Uhr am anderen Ende der Stadt im Goethe-Institut sein. Der Besuch dort erwies sich als eine positive Überraschung, berichtete doch der sehr freundliche Institutsleiter interessant über die Arbeit des Goethe-Instituts speziell in Dublin und über seine Erfahrungen mit der Dubliner Gesellschaft. Dieses ist umso bemerkenswerter, als der Reiseveranstalter nur sehr dürftige Informationen – es würde eine Gruppe von deutschen Richtern und Staatsanwälten kommen – über Sinn und Zweck unseres Besuchs mitgeteilt hatte. Nach einer Stärkung mit Kaffee, Tee und Keksen standen der restliche Tag und Abend zur freien Verfügung, was überwiegend zur Erkundung der Pub-Szene genutzt wurde.
Trotz manch ausschweifenden Studiums insbesondere der irischen Bier- und Whiskysorten, war die Reisegruppe fast pünktlich am nächsten Tag um 10.00 Uhr vor dem irischen Parlament versammelt. Dort erwartete uns eine sehr informative und einen Blick hinter die Kulissen erlaubende Führung durch das Parlamentsgebäude, die uns auch Kenntnisse über die politische Landschaft Irlands vermittelte. Auf dem Vorplatz des Parlaments entstand im Anschluss an die Besichtigung das diesem Bericht beigefügte Gruppenfoto.
Das Nachmittagsprogramm begann mit einem kurzen Besuch des Gerichtsgebäudes „Four Courts“, wo wir uns aufgeteilt in kleineren Gruppen Ausschnitte aus einer Zivil- und einer Strafverhandlung ansehen konnten, zumindest soweit der Wachtmeister nicht eigenmächtig beschloss, den Saal nunmehr als überfüllt zu bezeichnen. Der Besuch galt der Einstimmung auf den Vortrag des Rechtsanwalts Garrett Sheehan, der uns in dem repräsentativen Gebäude der „law society“ empfing und in einem sehr eingängigen Vortrag einen Einblick in den Aufbau des irischen Rechtssystems verschaffte und dabei insbesondere die Unterschiede zwischen den als „solicitor“ und als „barrister“ tätigen Anwälte erklärte.
Am Abend besuchte dann ein Teil der Reisegruppe ein Fußballspiel des Erstliga Fußballclubs Dublins, dem Bohemian FC, gegen Galway United. Auch wenn das Spiel eher von unterdurchschnittlicher Qualität war (soweit die Verfasserin dieses Berichts das beurteilen kann), so war der Besuch dennoch nicht zuletzt wegen der zu beobachtenden Zuschauer hochinteressant und sehr unterhaltsam. Anschließend stieß die Fußballgruppe zu den übrigen Reiseteilnehmern, die sich im Pub „Porterhouse“ versammelt hatten. Den einsetzenden Ermüdungserscheinungen zum Trotz, setzte sich nach und nach eine allumfassende Tanzlaune durch mit dem Ergebnis, dass schließlich alle tanzten und die Bedienung des „Porterhouse“ sogar Tische wegtrug, um uns Platz zu schaffen! Wir wirkten offensichtlich sehr animierend, denn sogar einige Dubliner konnten sich dem Tanzfieber nicht entziehen! Der DJ war auch ganz passabel, er schaffte es nur nicht, trotz entsprechender Bitte und dem Versprechen, er werde es machen, um 0.00 Uhr ein Geburtstagslied zu spielen. Wir haben aber trotzdem würdig den Geburtstag einer Reiseteilnehmerin gefeiert!
Der Samstag stand insgesamt zur freien Verfügung. Beim Frühstück bildeten sich bereits verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Plänen, wie man den Tag verbringen wollte. Einige wollten den Tag zum ausgedehnten Shopping nutzen, andere wollten einen Ausflug nach Malahide unternehmen und wieder andere – wie ich auch – nach Howth, einer kleinen Halbinsel vor der Küste Dublins fahren. Dieser Ausflug war wirklich lohneswert: Nur wenige Kilometer vor der Stadt fand man die typisch grüne Landschaft und angenehm frische Meeresluft. Und nicht zuletzt ein hervorragend frisches “fish and chips“!
Nach einem letzten Pub-Besuch am Samstagabend ging es am Sonntagmorgen um 09.15 Uhr zurück zum Flughafen. Es war insgesamt eine tolle Reise mit durchweg guter Stimmung! Man hatte insbesondere die Gelegenheit, neben Dublin auch viele neue, nette Kollegen kennen zu lernen, ein Umstand, der sicherlich – neben dem Fachprogramm – den besonderen Reiz einer Assessorenreise ausmacht.
Gabriele Ritz