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Nachstehender Beitrag unseres verstorbenen Roland Makowka ist nicht so leicht zugänglich und wird deshalb zur Erinnerung an ihn hier erneut abgedruckt. Er stammt aus der Einladungsbroschüre des Vereins Recht und Gesellschaft e.V. zum Aktionstag "Jugend hat Recht" vom 8. Juni 1996 in Oldenburg (i.O.), Kapitel "Schlaglichter zum Fairplay", S. 59
(Red.)
Fairplay - Recht und Gesetz
Fairplay ist durchaus nicht nur ein Begriff aus der Sportwelt. Fairplay bedeutet im weiteren Sinne Ritterlichkeit, Anständigkeit im privaten und geschäftlichen Umgang.
Das Lied Höltys aus dem 18. Jahrhundert „Üb immer Treu und Redlichkeit" ist in das bürgerliche Gesetzbuch in § 157 transformiert, wenn es dort heißt: „Verträge sind so auszulegen, wie Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte es erfordern".
Fairplay ist letztlich ein ethisches Prinzip. Appelliert wird an Mitverantwortung und Mitmenschlichkeit.
Der ständige Ruf nach neuen Gesetzen hat das nicht geschriebene ethische Prinzip des Fairplays korrumpiert. Was nicht gesetzlich festgelegt und verboten ist, ist erlaubt. Der „rechtliche Freiraum", der an sich durch schlicht anständiges Verhalten ausgefüllt sein sollte, ist beinah zum Schimpfwort geworden. Das gilt auch für persönliche Nahbereiche wie Ehe und Familie oder Nachbarschaft. Auch für nichteheliche Lebensgemeinschaften wird nach rechtlichen Regelungen gerufen.
Das schlichte Prinzip des Fairplays ist im deutschen Rechtsdenken mehr und mehr im Aussterben begriffen. Gesetze entscheiden darüber, was redlich ist (oder sein sollte). Juristen sind zu Schiedsrichtern des gesellschaftlichen Lebens geworden. Kein anderer Staat in der Welt hat so viele Richter wie Deutschland.
Die Idee des Fairplays, aber auch die des Rechts fordert zum Umdenken auf. Die redliche (rechtliche) Gesinnung ist im Menschen angelegt, in seiner Erziehung, in seinem Glauben, in alledem, was unter ethischen Grundwerten zu verstehen ist. Hierzu gehört auch, Frieden zu wahren, nicht jeden vermeintlichen Anspruch um seiner selbst willen durchsetzen zu wollen, Rücksicht zu üben, die Folgen der Überreaktion zu bedenken.
Gerade unsere vom kapitalistischen Gewinnstreben beherrschte Gesellschaft befindet sich auf dem gefährlichen Weg, alle nur denkbaren gesetzlichen Möglichkeiten auszunutzen bzw. durch die Lücken zu schlüpfen, die das Gesetz gerade noch gelassen hat. Wenn Fairplay gebietet, den anderen nicht übers Ohr zu hauen, dann ist das gegenteilige Bestreben im Vormarsch. Anstelle von Fairplay könnte man auch „sozial“ setzen. Wer nicht Fairplay übt, handelt unsozial oder gar asozial. Das soziale Gewissen sollte in den Köpfen vieler wieder die Oberhand gewinnen. Wäre das der Fall, dann wäre unsere Welt vom Gedanken des Fairplays mehr beherrscht.
Vielleicht sollten diese zugegebenermaßen einfältigen Gedanken auch jungen Menschen stärker vermittelt werden. Wie sagt doch Schiller: „Und was kein Verstand der Verständigen sieht, das übe in Einfalt ein kindlich Gemüt".
Roland Makowka