(Dieser Artikel ist veröffentlicht in MHR 4/06, 3) < home RiV >

 

Nachruf auf

Roland Makowka

 

 

Dr. Roland Makowka, Präsident des Landgerichtes a.D., Ehrenvorsitzender des Hamburgischen Richtervereins, ist am 5. Dezember 2006 verstorben.

 

Roland Makowka hat das Landgericht Hamburg 15 und den Hamburgischen Richterverein 18 Jahre geleitet. Zuvor war er 6 Jahre Präsidialrichter des Hanseatischen Oberlandesgerichtes und hat in dieser Funktion sehr vielen zur Einstellung in den Richterdienst verholfen. Danach wurde er als Vizepräsident des Amtsgerichtes berufen und war dort Projektleiter des Modellversuchs Gruppengeschäftsstellen.

 

Weit über Hamburg hinaus ist er justizpolitisch wirksam geworden als Mitglied des Bundesvorstandes des Deutschen Richterbundes; zudem war er Kristallisationspunkt für Kontakte mit Kolleginnen und Kollegen aus Schweden, Frankreich, Petersburg, Königsberg und Taiwan.

 

1995 wurde ihm der Emil-von-Sauer-Preis für besondere Verdienste um die Hamburger Justiz verliehen.

Das sind die Daten und Fakten, die noch um abseits des Sievekingplatzes und nachberuflich erworbene Verdienste als Ombudsmann der Universitätsklinik Eppendorf ergänzt werden müssen.

Roland Makowka als Mensch ist schwieriger zu beschreiben als die Fakten. Er war sicher einer der bekanntesten Persönlichkeiten – wenn nicht die bekannteste – der Hamburger Justiz: 34 seiner beruflichen Begleiterinnen und Begleiter haben in der Schrift zu seinem Abschied (MHR vom 15.02.1996[1]), die sich nachzulesen lohnt, ein facettenreiches Bild von Roland Makowka gezeichnet, das in seiner Vielfalt hier nicht nachzuvollziehen ist.

 

Seine besondere Bedeutung für die Hamburger Justiz hat er durch seine jedem zugewandte, zutiefst menschliche, Fehler verzeihende und Stärken unterstützende Art des Umganges mit den Mitmenschen erlangt. Mit dieser Einstellung war er in den 60iger und 70iger Jahren eine in den Gerichten eher selten anzutreffende Spezies. Dass er in einer damals mehrheitlich hierarchisch geprägten Gerichtsbarkeit gleichwohl Karriere machen konnte, hatte er wohl dem Umstand zu verdanken, dass er seine Ziele nie ideologisch oder gar militant vertrat, sondern immer mit Zurückgenommenheit und auch mit Humor gepaartem Charme, ohne die Ziele dabei je aus dem Auge zu verlieren. Man konnte ihm nichts übel nehmen, zumal er vermeintliche oder – selten genug – wirkliche Fehler immer eher einzugestehen bereit war als sein Widerpart sie ihm hätte vorwerfen können. Und er war geradezu asiatisch in seinem Bemühen, niemanden das Gesicht verlieren zu lassen. Seine weit von einer Beliebigkeit entfernte Liberalität machte es möglich, mit ihm wirklich alles zu besprechen und bei ihm immer sowohl eine offene Tür als auch ein offenes Ohr vorzufinden.

Kurz gesagt: Er wurde bewundert und geliebt. Dieser liebenswerte Mensch hätte nicht diesen beruflichen Erfolg und ein solch herausragendes öffentliches Ansehen erreichen können, hätte er nicht auch Änderungen und Verbesserungen erreicht:

„Das Anliegen und die Verpflichtung der Gerichte, sich mit den Problemen und Konflikten der Bürger auseinander zu setzen, ist eine menschliche, eine humane Aufgabe. Soweit von Humanität als Leitbild gerichtlichen Handelns die Rede ist, darf es jedoch bei Sprüchen und Lippenbekenntnissen nicht verbleiben. Justizpolitische Forderungen nach einer ,bürgernahen Justiz’ oder nach einem besseren ,Justizservice’ sind hohle Phrasen, wenn mit ihnen nicht konkrete Schritte zur Umsetzung dieser an sich richtigen Gedanken verbunden sind.“ (so Roland Makowka, Das humane Gericht, Hamburg 1991[2], Seite 1).

Bei diesen Schritten hat er immer an der Spitze der Bewegung gestanden. Mit ihm untrennbar verbunden sind beispielhaft: Entbürokratisierung, Selbstverwaltung, Teamarbeit, Einheitssachbearbeitung, Einführung von Computern (er mochte sie eigentlich nicht wirklich), Tandemgeschäftsstellen, Hamburger Justiztage, Kultur und Justiz und ganz besonders der Schritt der Justiz heraus aus dem Elfenbeinturm.

Nie hat er dabei das wichtigste Gut der Rechtsstaatlichkeit aus dem Auge verloren: Die Unabhängigkeit der den Richtern anvertrauten rechtsprechenden Gewalt.

Roland Makowka war einer unserer Besten. Das Feuer, an dem sich viele gewärmt haben, ist erloschen. Es ist kälter geworden. Wir werden ihn sehr vermissen.

Jan Grotheer


[1] wer sie auf Papier nicht mehr findet: www.richterverein.de/mhr/mhr961/mhr961inh.htm

[2] http://www.richterverein.de/j2000/mako.pdf