(Dieser Artikel ist veröffentlicht in MHR 3/06, 3) < home RiV >

Stolpersteinverlegung

In MHR 4/2005, 16 wurde das Projekt Stolpersteine zum Gedenken an im Nationalsozialismus umgekommene jüdische Richter und Staatsanwälte vorgestellt. Der Spendenaufruf des Richtervereins zur Finanzierung dieser Stolpersteine führte zu einer Spendenwelle bei den Mitgliedern des Richtervereins, so dass für alle Stolpersteine die Finanzierung gesichert war. Zur Vorbereitung ihrer Einweihung wurden die Stolpersteine vorab verlegt durch den Künstler Gunter Demnig in Anwesenheit von Frau Dr. Schmidt-Syaßen und Herrn Dr. Morisse.

 

Am 2. August wurden die von Richtervereinsmitgliedern gestifteten Stolpersteine eingeweiht nahe dem Mahnmal vor dem OLG-Gebäude und zeitlich unmittelbar vor der sich anschließenden Eröffnung der Ausstellung im OLG mit Bildern Tolkatchevs aus den KZ’s Majdanek und Auschwitz, die der Richterverein mitveranstaltete.

Ca. 100 Personen hatten sich zur Einweihung der Steine vor dem Ziviljustizgebäude eingefunden: Richter und Staatsanwälte, Präsidenten und nichtrichterlicher Dienst, Juden und Christen, Angehörige und Freunde der Ermordeten, Presse und Fernsehen. Der Enkel des  im Vernichtungslager Chelmo ermordeten Hamburger Landrichters Lambert Leopolds, Michael Knight, war eigens mit seiner Schwester aus den USA angereist und hielt die nachstehend abgedruckte Rede. Es waren bewegende Worte, deren Versöhnlichkeit beeindruckte. 

 

Stolpersteine vor dem Hamburger ZiviljustizgebäudeZuvor begrüßte die Richtervereinsvorsitzende Inga Schmidt-Syaßen die Anwesenden und legte Rosen auf den Stolpersteinen nieder.

 

 

 

Die Bischöfin Maria Jepsen trug ein Gedicht des ermordeten Richters Leopolds vor:

Gott, warum tust Du dieses, daß wir sehen,

wo sich der Weg zieht, den wir schreiten müssen,

und daß wir brennen, ihn beherzt zu gehen,

des Heimwehs spottend, das uns wundgerissen.

Und sind gebunden doch an diese Stätte,

die uns nicht liebt, und die uns von sich stößt?

Nicht hier, nicht dort zu Haus  -  grausame Kette  -

und keine Kraft, die unsere Fesseln löst.

 

Justizsenator Lüdemann würdigte in seiner Ansprache das bundesweite Projekt Stolpersteine sowie die sichtbare, aber unaufdringliche Solidaritätsbekundung der Richter und Staatsanwälte für ihre ermordeten jüdischen Kollegen. Er wies auf die bundesweit 8.000 verlegten Messingplatten und auf die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an den Künstler Gunter Demnig hin. Die Stolpersteine forderten uns zu geschichtsbewusstem Verhalten auf.

 

Heiko Morisse trug seine nachstehend abgedruckten Biographien der Ermordeten vor.

Alle Redner hatten mit den schlechten akustischen Verhältnissen zu kämpfen, weil die organisierte Mikrophonanlage nicht ankam.

Den Spender für die Stolpersteine wird eine Doppel-CD/DVD mit den Videoaufnahmen, Fernseh- und Rundfunknachrichten angeboten, die Herr Möller zusammengestellt hat und die bei mhr@richterverein.de von den Spendern abgefordert werden kann.

Wolfgang Hirth