(Dieser Artikel ist veröffentlicht in MHR 2/06, 25) < home RiV >

Hardware für den Drachen

- Diktiervorschläge für Technikfreunde -

 Das Diktieren mit einem Diktierprogramm (hier Dragon NaturallySpeaking, abgekürzt DNS) ist eine Medaille mit zwei Seiten. Dem Vorteil, das Diktierte sofort parat zu haben und nicht auf die Schreibstube warten zu müssen, stehen neben der Aushöhlung des Schreibdienstes auch individuelle Nachteile gegenüber: die Befassung mit Soft- und Hardware sowie die Textformatierung und die Fehlerrate erfordern einen erheblichen Zeitaufwand und technisches Interesse beim Anwender. Der folgende Beitrag will deshalb (noch) nicht für die Benutzung eines solchen Programms durch jedermann werben, sondern richtet sich an diejenigen Kollegen, die sich ohnehin schon zur Benutzung eines Diktierprogramms entschlossen haben. Ihnen sollen im Folgenden drei Möglichkeiten aufgezeigt werden:

1.      Auslagerung der Spracherkennungsdateien auf einen USB-Stick zur gemeinsamen Benutzung sowohl im Dienst als auch zuhause;

2.      Benutzung eines USB-Bluetooth-Headsets zum drahtlosen Diktieren (kein Kabel mehr, das über der Akte liegt; Auf- und Abgehen im Zimmer beim Diktieren);

3.      Benutzung eines MP3-Players oder Handys für das Diktieren unterwegs.

 Ziffer 1 und 2 sind kostenintensiv, denn da die Dienst-PCs in der Regel nur über USB1 verfügen, aber für o.g. Ziffer 1 und 2 unbedingt USB2 erforderlich ist, muss neben den Dienst-PC ein privater PC mit USB2 gestellt werden, auf dem DNS privat installiert wird. Damit sodann Bildschirm, Tastatur und Maus nicht für 2 PCs doppelt auf dem Schreibtisch stehen, ist für 16 € (plus Anschlusskabel) ein Data Transfer Switch (auch "Switch-Box" oder KVM genannt) zu beschaffen, an den diese Peripherie angeschlossen wird; dann kann durch bloßes Umlegen eines Schalters diese Peripherie wahlweise entweder am Dienst-PC oder am Privat-PC benutzt werden. Soll auch der Drucker für beide PCs genutzt werden, muss dafür ein gesonderter Druckerswitch zwischengeschaltet werden (5 € plus Kabel).

Ein Dateiaustausch zwischen Dienst-PC und Privat-PC bleibt erforderlich - z.B. um das Rubrum aus Mega auf den Privat-PC zu ziehen oder um den fertigen Text ins Netzlaufwerk zu schieben. Dazu sollte am Dienst-PC die USB-Schnittstelle entweder generell freigeschaltet sein (so z.B. am OLG und am LG) oder sollte sie zumindest für konkrete Geräte individuell von der IUK freigeschaltet werden (dies berichtete eine Kollegin des Amtsgerichts). Für den Dateiaustausch kann dann entweder der für Ziffer 1 ohnehin verwendete USB-Stick verwendet werden (unbequem), oder man beschafft sich zusätzlich ein PC-Link-Kabel (USB), das mangels Administrationsrechte unbedingt keiner Installation bedürfen darf (z.B. ein bei Pearl erhältliches "Driver-free-Kabel" für knapp 25 €).

1. Benutzung im Dienst und zuhause

a)

Eine ganz schlechte Möglichkeit wäre, zuhause und im Dienst zwei völlig getrennte Diktierbereiche zu haben ohne gemeinsame Sprachdateien, denn dann würde Ihnen das zuhause vorgenommene Sprachtraining und die von DNS ausgewerteten Korrekturen zur Verbesserung der Erkennungsgenauigkeit nicht auch im Dienst zugutekommen (und umgekehrt).

b)

Die billigste Möglichkeit - weil ohne zusätzlichen Privat-PC im Dienst - wäre, die auf dem Dienst-PC vorhandenen Sprachdateien immer bei "Dienstschluss" auf einen USB-Stick zu kopieren und zuhause auf den dortigen PC zu kopieren (und umgekehrt). Das ist lästig, weil man jedesmal rechtzeitig daran denken muss und weil man wegen der langsamen USB1-Schnittstelle des Dienst-PCs Zeit dafür einplanen muss (die Sprachdateien umfassend circa 0,5 GB).

Kein Ausweg ist es, die Sprachdateien originär auf dem USB-Stick zu lagern, wenn man keinen Dienst-PC mit USB2 hat, denn DNS ist auf schnelles Ein- und Auslesen der Sprachdateien angewiesen und dafür ist USB1 um Größenordnungen zu langsam.

c)

Die technisch einfachste Möglichkeit wäre die Benutzung eines Laptops, den man zwischen Dienst und zuhause hin und her trägt und auf den man diktiert. Das wäre sehr unkomfortabel (zumal der Laptop-Transport auch dann anfiele, wenn man noch nicht weiß, ob man wirklich diktieren wird) und wäre auch noch teurer als ein zusätzlicher PC, weil Laptops, die einen zum diktieren geeigneten schnellen Prozessor mit 3 MHz und 1 MB schnellen DDR-RAM haben, überproportional viel kosten. Demgegenüber habe ich für einen PC, der diese Merkmale erfüllt, nur 350 € bezahlt (er wurde mir aus Neuteilen zusammengebaut). Und der PC für zuhause dürfte ohnehin schon vorhanden sein; dessen Speicher lässt sich für 50 € um zusätzliche 0,5 GB aufrüsten.

d)

Die beste  - und einzige realistische - Möglichkeit ist, die Voraussetzungen für eine originäre Auslagerung der Sprachdateien auf einen schnellen USB-Stick zu schaffen, so dass die PCs im Dienst und zuhause auf dieselben Dateien zugreifen, und im Dienst und zuhause dasselbe Mikrophon zu benutzen. Sie müssen dann zwischen Dienst und zuhause nur noch diesen Stick und das Mikrophon transportieren. Letzteres ist bei drahtlosem Diktieren besonders klein (das Bluetooth-Headset passt in die Jacket-Tasche).

Es genügt nicht ein beliebiger USB2-Stick, denn auch sie unterscheiden sich voneinander in der Lese- und Schreibgeschwindigkeit. Der von mir verwendete Extrememory PERFORMANCE USB-Stick mit 1 GB hat eine Lesegeschwindigkeit von 23 MB/s und eine Schreibgeschwindigkeit von 15 MB/s, was ausreicht. Diese Geschwindigkeit schaffen nur wenige andere Sticks. Der Vorgeschlagene hat mit ca. 30 € das beste Preis-/Leistungsverhältnis. Lexar Jumpdrive Lightning ist zwar genauso schnell, kostet aber das Doppelte. Dann kann man auch gleich den Buffalo FireStix 1GB USB2.0 nehmen, der zwar ebenfalls das Doppelte kostet, aber auch doppelt so schnell ist: 32 MB/s (Lesen) und 27 MB/s (Schreiben).

Die Verwendung eines USB-Sticks setzt die Benutzung eines USB-Mikrophons (sei es per Kabel, sei es per Bluetooth - s.u. 2) voraus, weil damit die Soundkarten umgangen werden, die auf den PCs im Dienst und zuhause unterschiedlich sind und die deshalb die Spracherkennung verfälschen würden.

Nun ist nur noch der Speicherpfad für die Sprachdateien bei DNS im Dienst und zuhause anzupassen. Gehen Sie zum Ordner Ihrer Sprachdateien. Dieser hat den Namen, den Sie unter der Menüleiste von DNS sehen. Dieser Ordner befindet sich - wenn Sie die Dateien auf Ihrem PC gespeichert haben - unter C:\ Dokumente und Einstellungen \ All Users \ Anwendungsdaten \ ScanSoft \ NaturallySpeaking8 \ Users. Dienstlich eingerichtetes DNS speichert diesen Ordner in der Regel stattdessen im Netzlaufwerk ab. Kopieren Sie diesen Ordner auf Ihren USB-Stick; mit Rechtsklick/Eigenschaften stellen Sie sicher, dass der Ordner nicht schreibgeschützt ist. Gehen Sie dann im DNS-Menü "NaturallySpeaking" auf "Benutzer öffnen", dort auf "durchsuchen" und klicken Sie bis zum Speicherort auf Ihrem USB-Stick. Dann erscheint im Benutzerfeld bereits Ihr Benutzername, den Sie lediglich noch zu öffnen brauchen.

2. Drahtloses Diktieren

Wer drahtlos diktieren möchte, muss möglicherweise eine etwas geringere Erkennungsgenauigkeit inkauf nehmen, denn Bluetooth überträgt nicht das gesamte Frequenzspektrum, das Dragon benötigt. Wer höchste Drahtlos-Qualität haben will, muss statt Bluetooth das Plantronics DECT-Headset CS60 nehmen, das aber ca. 300 € kostet und eine Dockingstation braucht, die nicht mehr so bequem zu transportieren ist. Zudem teilte ein Vergleichstest keine Qualitätsunterschiede zur hier vorgeschlagenen Bluetooth-Version mit[1].

Erforderlich sind ein USB2-Bluetooth-Stick (nicht zu verwechseln mit dem o.g. USB2-Speicherstick) und ein Bluetooth-Headset. Das Problem dabei ist, solche Geräte mit der erforderlichen Qualität zu finden, die dennoch erschwinglich sind und auch noch dasselbe Headsetprofil benutzen und vom PC als Soundsystem erkannt werden. Hierfür habe ich mich orientiert an der Kombination, wie sie in der gewerblich angebotenen Zusammenstellung X-Communicator 5 von XoVox genutzt wird, nämlich den Stick anycom usb-200 (bei ebay für 8 € ersteigert) und das Headset Ericsson HBH 300 (bei ebay für 36 € ersteigert).

Für den Stick ist noch der neueste Treiber bei www.anycom.com herunterzuladen. Vor dessen Installation ist sicherzustellen, dass das Windows XP beider PCs mit den Servicepacks 1 und 2 ausgestattet ist. Für weitere Einstellungen sei hingewiesen auf meinen Eintrag im Anycom-Forum[2].

    3. Mit dem MP3-Player oder Handy unterwegs diktieren

Manche MP3-Player haben ein Mikrophon eingebaut. Die damit diktierten MP3-Dateien können nach DNS übertragen werden und dort in Text umgesetzt werden. Die Erkennungsgenauigkeit hängt vom Player ab. Auch wenn sie meistens ungenügend sein dürfte, sei trotzdem der Weg zur versuchsweisen Nutzung kurz beschrieben.

Erstellen Sie auf dem Desktop eine Verknüpfung mit dem Microsoft-Audiorecorder. Gehen Sie dazu auf die Datei C/Windows/System32/sndrec32.exe; mit Maus-Rechtsklick darauf können Sie die besagte Verknüpfung herstellen.

Machen Sie eine Sprachaufnahme auf dem MP3-Player und schließen Sie diesen dann an den PC an. Die WAV-Datei des Players ziehen sie auf den Desktop und von dort auf die Audiorecorder-Verknüpfung. Im Datei-Menü des Recorders klicken Sie auf Eigenschaften/Konvertieren und dort auf "jetzt konvertieren" und dort in "Attribute" auf 11,025 KHz / 16Bit / Mono; bestätigen Sie mit ok und nochmals mit ok. Über das Dateimenü speichern Sie jetzt die Datei und schließen den Recorder. Die so veränderte WAV-Datei ziehen Sie auf die geöffnete Dragon-Leiste. DNS wandelt jetzt die Sprachdatei in Text um.

In gleicher Weise können Texte mit dem Handy diktiert werden, wenn es eine Möglichkeit zur Sprachaufzeichnung hat. In meinem Fall speichert das Handy die Diktate in VMO-Dateien ab, die automatisch schon durch das Kopieren auf den Desktop ins WAV-Format konvertiert werden. Dort auf dem Desktop sind diese Dateien in gleicher Weise wie die oben beschriebenen MP3-Player-Dateien mit dem Audiorecorder zu behandeln, bevor sie mit DNS weiterverarbeitet werden können.

Wolfgang Hirth


[1] www.alamax.de/service/schnurlos_diktieren.php3

[2] http://forum.anycom.com/index.php?topic=931.msg 3597#msg3597