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Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

Heft Nr. 3 aus 2002, das Ihnen hier vorliegt, wurde diesmal von unserem Kollegen Wolfgang Hirth gestaltet, den Sie als Autor unseres Blattes kennen und der mit ungeheurem Zeitaufwand, gleichwohl aber anhaltender Begeisterung unsere Internetseite betreut. Nachdem ich seit Heft 1 des Jahres 1985 – bis 1998 unter der Chefredaktion Günter Bertrams - vierteljährlich das Chaos der Zusammenstellung und abschließenden Gestaltung überlebt habe, bin ich sehr froh, in Wolfgang Hirth jemanden gefunden zu haben, der zu dieser Arbeit Spaß und Geschick hat. Erlauben Sie mir einen kleinen Rückblick auf die Technikgeschichte der MHR:

1985 ging es zunächst darum, die bis dahin schlichten hektographierten Blätter mit einem Titelblatt zu versehen, das der kleinen Publikation des Richtervereins etwas Gesicht gab. Dieses Titelblatt wurde mit Letraset-Aufreibebuchstaben und einer Schreibmaschine hergestellt. Der Text selbst stammte aus der Schreibmaschine der Vorzimmerfee Frau Voß, später Frau Hamanns – unvorstellbar erscheint das heute. Computer standen jedoch nicht zur Verfügung. Wollte man eine größere oder abweichende Schrift, musste man selbst zeichnen oder eben Aufreibebuchstaben verwenden. Der erste PC-geschriebene Artikel erschien – im Schriftbild deutlich abgehoben von der üblichen Schreibmaschinenschrift– in Heft 2/1985. Es war der erste Teil meiner Artikelserie „Über Gerichtsgebäude in Hamburg“. Nach und nach kamen weitere Artikel hinzu, die bereits mit dem PC geschrieben waren, das erste Heft, das vollständig als Computertext vorliegt, ist Nr. 2 aus 1992. Es enthielt als Beileger das umfangreiche Programm der Hamburger Justiztage, mit deren Organisation ich ohne Computer weit mehr Mühe gehabt hätte. Seither existiert unser Mitteilungsblatt mit leichten Veränderungen - je nach Lust und Laune - in bekannter Form. Wenn der Richterverein sich nun ein LOGO geben will – Wolfgang Hirth berichtet darüber – dann wird sich auch das Titelblatt der MHR verändern müssen.

Ein LOGO! Wie schwer es ist, eine graphische Repräsentanz zu finden, zeigen die vier Entwürfe, die in diesem Heft vorgestellt werden. Vor dem Gang ans Zeichenbrett steht die Diskussion darüber, wo das „Unternehmen“ sich positionieren will: Schriftbild und dekorative Elemente des Logos richten sich danach, in welchem Maß berufsbedingte Ernsthaftigkeit oder vereinigungsweite Fröhlichkeit, Traditionalismus oder Modernität in Anspruch genommen und zum Ausdruck gebracht werden sollen. Leichtigkeit oder Schwere der Darstellung prägen das Bild, das ein Logo von dem repräsentierten Verband erzeugt. Abgesehen von den Erwägungen zur „Firmenphilosophie“ sind noch praktische Fragen zu bedenken. Wie sieht es in Schwarz-Weiß-Druck aus? Ist es als Briefkopf geeignet? Wie gestaltet man die MHR-Titelseite damit? Sollte es nicht auch in den Kultur & Justiz-Unterlagen erscheinen? Kurzum, vieles will bedacht sein. Ihre Anregungen dazu sind dem Vorstand sicher willkommen.

Unter welchem Logo auch immer – MHR ist ein Forum der Meinungsvielfalt, in dem kein Blatt vor den Mund genommen wird. Sie finden dies im aktuellen Heft demonstriert an der Auseinandersetzung, die Kollege Roth um den Strafvollzug führt oder an Günter Bertrams Kommentar zu der eigenwilligen Verfahrensweise eines Berichterstatters des Bundesverfassungsgerichtes, der in der Hamburger Justiz kein Unbekannter ist. Schwere Kost, diese Artikel, die Sie vielleicht zu einer eigenen Stellungnahme anregen.

Daß Dr. Udo Löhr nach langen Jahren der Abstinenz von der Aufbereitung nationalsozialistischer Justizgeschichte wieder zur Feder gegriffen hat, ist besonders hervorzuheben und mit der Hoffnung zu verbinden, dass wir künftig wieder häufiger von seinem Fachwissen profitieren können. Dr. Löhr hat vor Jahren für eine Ausstellung anschauliches Material zusammengetragen, das leider zwischenzeitlich nicht mehr zugänglich ist. Hier öffnet sich ein weites Feld…….

Die Redaktion wünscht Ihnen schöne Herbsttage, Ablenkung beim Einsetzen von Blumenzwiebeln oder Spaziergängen im raschelnden Laub und entspannende Abende mit der Lektüre unseres MHR oder eines anregenden Buches, das als Antwort auf Dietrich Schwanitz’ „Bildung“ geschrieben wurde: Ernst Peter Fischer, Die andere Bildung – Was man von den Naturwissenschaften wissen sollte, ECON, 2001.

Karin Wiedemann