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Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

wieder einmal ist es geschafft - das Heft ist fertig! Alle drei Monate wiederholt sich das Spiel: Der Redaktionsschluß naht - die Zahl der Beiträge ist äußerst dürftig. Und dann bricht es sintflutartig über die Redaktion herein. Am letzten Tag häufen sich die Anrufe: Wann ist Redaktionsschluß? Kann ich noch...? Warum brauchen wir alle den "last minute kick"?

Wie immer gibt es viele Facetten in diesem Heft. Von handfesten Themen wie der Kürzung der Pensionsansprüche oder der Organisation des Hamburger Widerstands gegen Unfreundlichkeiten aus der Justizbehörde bis hin zur Justizglosse in zwei Teilen über das wundersame Treiben von Kraftfahrzeugen auf Gehwegen reicht unser Spektrum und läßt natürlich nicht die wichtige, wenn auch von manchen unterschätzte Diskusson zur sogenannten Qualitätssicherung aus. Michael Bertrams kritische Anmerkungen zum Papier des Deutschen Richterbundes seien zur Lektüre und zum angeregten Gespräch empfohlen.

Auf vielfachen Wunsch beginnt MHR in diesem Heft mit einer Wiederauflage der Lebensbeschreibung Dr. Hermann Langenbecks, dessen 550. Geburtstag wir in diesem Jahr begehen. Eine bedeutende Gestalt der hamburgischen Geschichte ist dieser Jurist und Bürgermeister in vielerlei Hinsicht: Politisch, rechtswissenschaftlich, künstlerisch.

Eine besondere Würdigung ist Wolfgang Hirth, der unsere Homepage aufgebaut hat und sie hervorragend und mit großem zeitlichen Engagement betreut, zu Teil geworden: VRiLG Dr. Hendel1 aus Stuttgart hebt unsere Homepage als "außerordentlich umfassend, technisch vorzüglich ausgestattet, aber auch munter und abwechslungsreich, mit einem Wort wirklich großartig" hervor und fährt fort: "Welch ein Glück für den dortigen Landesverband (Wir, ja wir sind gemeint!). Denn wie meine Recherche ergab, der Verfasser der Homepage ist schon seit drei Jahren damit befaßt und verwendet täglich mehrere Stunden für die Aktualisierung und Verbesserung des Internetangebots. Und das merkt man der Homepage auch an". Es folgt eine Beschreibung des Inhalts, die jeder unschwer unter www.richterverein.de abrufen kann. Hendel fährt fort: "Was die Homepage besonders auszeichnet, sind die umsichtig redigierten Aktualitäten: Unter der Rubrik "Aktuelles" sind all die Themen aufgearbeitet, die derzeit die Juristengemüter erhitzen. Ganz besonders hervorzuheben ist die aktuelle Presseschau zu rechtsrelevanten Themen; es ist ein Genuß, eine so vorzüglich aufbereitete und fachkundig ausgewählte Presseauslese zu goutieren. Die Homepage wird zudem auch in technischer Hinsicht mit großem Geschick und Raffinement betrieben. ......" Welche Freude, aus berufenem Munde ein solches Lob über eine Einrichtung des Hamburgischen Richtervereins zu hören! Wolfgang Hirth sei es gedankt.

Die sehr persönliche Buchbesprechung Günter Bertrams über die Lebensbeschreibung des Rostocker Bürgermeisters Alfred Schulz, des Vaters unseres ehemaligen Bürgermeisters Peter Schulz, sei allen historisch Interessierten ans Herz gelegt. Der Keller unter dem Großen Saal des Justizpalastes am Demmlerplatz in Schwerin war 1947 ein Kerker der sowjetischen Besatzungsmacht. Bertrams Artikel zeigt ein weiteres Mal, wie wichtig es ist, Erinnerung wach zu halten und nicht einer Partei wie der PDS die Definitonsmacht über Erinnern und Vergessen zu überlassen. Aus diesem Aspekt wird auch das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts gegen die Herausgabe von Informationen durch die Gauck-Behörde durch eine Neuregelung des Stasi-Unterlagengesetzes seine Korrektur finden müssen. Das Urteil schützt auch die Verantwortlichen für die Verbrechen des DDR-Regimes. Und diese Taten bedürfen weiterhin der Aufklärung.

Unser Heft enthält mithin eine Fülle von Anregungen. Ich möchte Sie ermuntern, Ihrerseits zur Feder oder zur Taste des Computers zu greifen, Stellung zu beziehen und sich an unserer Kommunikation zu beteiligen. Gelegentlich fühlt sich ein Leser auch so bewegt, daß er den Autoren und Autorinnen unserer Beiträge Briefe schreibt.............

Ich wünsche Ihnen schöne Frühlingstage und dazu die Bereitschaft, sich ihrem blauen Band zu öffnen. Auch wenn die Akten drängen - zur Qualitätssicherung gehört auch die Bereitschaft, Kraft zu tanken und Veränderungen in sich aufzunehmen. Mindestens den Osterspaziergang Goethens sollten Sie nicht versäumen - heraus aus den dumpfen städtischen Mauern! In diesem Sinne: Frohe Ostern!

Karin Wiedemann



1) DRiZ 2002, 69, 73