(Dieser Artikel ist veröffentlicht in MHR 3/01) < home RiV >
Zivilcourage
und Zeitgeist

- Sebastian Haffner über den Niedergang des Berliner Kammergerichts im Jahre 1933 -

Der 25-jährige Sebastian Haffner erlebt 1933 als Referendar am Berliner Kammergericht, wie auch diese stolze und traditionsreiche Institution binnen weniger Wochen sang- und klanglos fällt - den politischen Gewalten und dem zur Herrschaft gelangten Zeitgeist zum Opfer.

Fünf Jahre darauf emigriert er nach England und beginnt bald mit der Niederschrift von Erinnerungen, die zwar ins Englische übersetzt, aber dort dann nie publiziert werden. Erst ein Jahr nach Haffners Tod erscheint hier ein Text seiner "Geschichte eines Deutschen - Die Erinnerungen 1914 - 1933", i.J. 2000 bei der DVA Stuttgart wiederholt aufgelegt. Nun ist die historische Authentizität der Memoiren kürzlich bezweifelt worden (vgl. FAZ vom 15.08.2001: "Der Prophet in seiner Zeit - Ein Bestseller beim BKA"; FAZ vom 16.06.2001: Henning Köhler (Friedrich - Meinecke - Institut der FU Berlin): "Anmerkungen zu Haffner", mit immerhin interessanten historisch - kritischen Einwendungen). Hier bleiben die Resultate laufender Prüfung abzuwarten. Der nachstehend abgedruckte Text liegt so sehr am Rande des jetzt entbrannten Streits, dass er von ihm nicht berührt wird.

Dass weder die Jurisprudenz noch ihre rechtlichen Institutionen dem nazistischen Zeitgeist widerstanden haben, ist nachgerade ein (leider zutreffender!) Gemeinplatz, der in entsprechenden Abwandlungen freilich für die Gesamtgesellschaft und ihr ständisches Gefüge gilt. Und doch scheint der Haffner-Bericht etwas Besonderes zu sein, nicht lediglich für ein juristisches Publikum. Für dieses aber besonders: Wer von uns glaubt nicht, sich in Haffners Haut versetzen zu können, wenn in die Bücherei des Kammergerichts und die dort still versammelte Rechtswissenschaft am 1. April 1933 der "Judenboykott" grell hereinbricht? Und wem träten nicht die betrübten Minen der alten Kammergerichtsräte vor das geistige Auge, die sich von juristisch völlig unbedarften, aber zeitgeistig strammen Jungnazis belehren lassen müssen?

Nachfolgend kann nur weniges herausgegriffen und abgedruckt werden, mit sparsamen überleitenden oder erklärenden Klammerbemerkungen zum Text. Vielleicht weckt der Auszug aber auch so das Interesse an allen 240 Seiten, auf denen sich einer der wichtigsten persönlichen - jedenfalls einer der heute meistdiskutierten! - Berichte über das Jahr 1933 und seine Vorgeschichte (aus Haffners früher, evtl. auch späterer Sicht) findet.

"... Auf dem Kammergericht, dem höchsten preußischen Gericht, wo ich damals als Referendar arbeitete, änderte sich (in der ersten Zeit nach Hitlers Machtantritt am 30. Januar 1933) nichts im Justizbetrieb dadurch, dass der preußische Innenminister (Hermann Göring) gleichzeitig tolle (wie zuvor beschrieben: mörderische!) Erlasse herausgab. Die Verfassung mochte, laut Zeitungsnachrichten, zum Teufel gehen: Aber jeder einzelne Paragraph des Bürgerlichen Gesetzbuchs galt weiter und wurde so sorgfältig um- und umgedreht wie je zuvor. Wo lag die eigentliche Realität? Der Reichskanzler (Adolf Hitler) mochte täglich öffentlich wüste Schmähungen gegen die Juden ausstoßen - aber in unserem Senat saß nach wie vor ein jüdischer Kammergerichtsrat und machte seine überaus scharfsinnigen und gewissenhaften Urteile, und diese Urteile galten und setzten den vollen Staatsapparat zu ihrer Vollziehung in Aktion - mochte auch die höchste Spitze dieses Staatsapparats ihren Verfasser täglich als "Parasiten", "Untermenschen" oder "Pest" bezeichnen. Wer war eigentlich der Blamierte dabei? Gegen wen richtete sich die Ironie dieses Zustandes?

Ich gestehe, ich neigte dazu, allein das ungestörte Weiterfunktionieren der Justiz, aber überhaupt alles ungestörte Weitergehen des Lebens wie einen Triumph über die Nazis zu empfinden: Mochten sie sich noch so laut und wild gebärden, seht doch, sie konnten höchstens die politische Oberfläche aufrühren - hier unten die ganze Meerestiefe des wirklichen Lebens blieb unberührt von ihnen. Blieb sie ganz unberührt ...?

... Und außerdem war das tägliche Leben (Haffner spricht nun vom März 1933) der klaren Erkenntnis im Wege - das Leben, das weiterging, nun freilich endgültig gespenstisch und unwirklich geworden und täglich verhöhnt von dem Geschehen, in das es eingebettet war. Noch ging ich wie zuvor aufs Kammergericht, noch sprach man dort Recht, als habe das noch irgendetwas zu bedeuten, auch der jüdische Kammergerichtsrat meines Senats saß noch unbelästigt in seiner Toga hinter der Schranke, freilich schon von seinen Richterkollegen mit einem gewissen besonderen taktvollen Zartgefühl behandelt, wie man es Schwerkranken gegenüber walten läßt. ...

... Ende März fühlten die Nazis sich stark genug, um den ersten Akt ihrer wirklichen Revolution zu starten, jener Revolution, die sich nicht gegen irgendeine Staatsverfassung, sondern gegen die Grundlagen des menschlichen Zusammenlebens auf der Erde richtet, und die, wenn sie unbehelligt bleibt, ihre Höhepunkte immer noch (niedergeschrieben 1939) vor sich hat. Ihr erster, schüchterner Akt war der Judenboykott vom 1. April 1933.

Er wurde am Sonntag zuvor von Hitler und Goebbels auf dem Obersalzberg bei Tee und Biskuits beschlossen. ...

... Die jüdischen Geschäfte waren (am 31. März 1933) offen und verkauften wie immer. Es war heute noch nicht verboten, in ihnen zu kaufen. Vielmehr erst morgen: morgens früh Schlag 8 Uhr.

Ich ging aufs Kammergericht. Es stand grau, kühl und gelassen wie immer vornehm abgerückt von der Straße hinter Rosenflächen und Bäumen. Durch seine weiten Gänge und Hallen huschten wie immer eilig und fledermausartig in ihren wehenden schwarzen Seidentogen die Anwälte. Aktentaschen unter dem Arm mit gesammelten und korrekten Gesichtern. Die jüdischen Anwälte plädierten ihre Sachen, als wäre dies ein Tag wie alle Tage.

Ich ging in die Bibliothek, als wäre dies ein Tag wie alle Tage - ich hatte keine Sitzung - und richtete mich an einem der langen Arbeitstische mit einem Aktenstück ein, über das ich ein Gutachten zu machen hatte. Irgendeine komplizierte Sache mit intrikaten Rechtsfragen. Ich schleppte die dicken Kommentarbände auf meinen Platz und umstellte mich mit ihnen, ich schlug Rechtsgerichtsentscheidungen nach, machte Notizen. In dem weiten Raum herrschte - wie alle Tage - die unhörbar knisternde Stille vielfältiger gesammelter geistiger Arbeit. Während man mit dem Bleistift auf dem Papier spielte, setzte man die unsichtbaren feinen Hobel und Feilen der juristischen Prozedur an einen Fall, subsummierte, verglich, wog die Bedeutung eines Wortes in irgendeinem Vertrag, untersuchte, welche Tragweite das Reichsgericht irgendeinem Paragraphen gab. Dann ein paar gekritzelte Worte auf einem Blatt Papier - und etwas war geschehen wie ein Schnitt in einer Operation, eine Frage geklärt, ein Element des Urteils gewonnen. Noch nicht die Entscheidung selbst natürlich: "Ist es somit irrelevant ob der Kläger ..., so ist nunmehr zu untersuchen ...". Vorsichtige genaue stumme Arbeit. Jeder im Raum vertieft und isoliert in die seine. Selbst die Wachtmeister, halb Amtsdiener, halb Polizeiposten hatten hier in der Bibliothek einen leisen Gang und eine Tendenz, sich selbst auszulöschen. Es herrschte zugleich die äußerte Stille und in dieser Stille die äußerste Spannung vielfältiger Tätigkeit. Etwas wie ein stummes Konzert. Ich liebte diese Atmosphäre. Sie war sehr dicht und hilfreich. Zu Hause an meinem vereinzelten Schreibtisch hätte ich schwer heute arbeiten können. Hier war es ganz leicht. Die Gedanken konnten hier gar nicht abirren. Man war wie in einer Festung, nein, wie in einer Retorte. Keine Luft von draußen kam herein. Hier gab es keine Revolution.

- Was war das erste auffällige Geräusch? Ein Türschlagen? Irgendein schriller unartikulierter Ruf, ein Kommando? Auf einmal saß alles aufgeschreckt da mit dem Ausdruck gespannten Horchens. Immer noch herrschte vollkommene Stille, aber ihr Wesen war verändert, keine Arbeitsstille mehr, vielmehr die Stille des Schrecks und der Spannung. Draußen in den Gängen hörte man Getrappel, vielschrittiges grobes Laufen die Treppen herauf, dann fernes unentwirrbares Getöse, Rufen, Türenschlagen. Ein paar standen auf, gingen zur Tür, öffneten sie, spähten hinaus und kamen zurück. Ein paar traten zu den Wachtmeistern und sprachen mit ihnen, immer noch gedämpft - in diesem Raum durfte nur gedämpft gesprochen werden. Draußen der Lärm wurde stärker. Einer sagte in die vorhaltende Stille hinein: "SA". Darauf sagt ein anderer mit nicht besonders erhobener Stimme: "Die schmeißen die Juden raus," und zwei oder drei Leute lachten dazu. Dieses Lachen war im Augenblick erschreckender als der Vorgang selbst: Es ließ blitzhaft daran denken, dass ja auch in diesem Raum, wie sonderbar, Nazis saßen.

Allmählich wurde die Unruhe sichtbar - zuerst war sie nur fühlbar gewesen. Die Arbeitenden standen auf, versuchten irgendetwas zueinander zu sagen und gingen langsam und sinnlos hin und her. Ein offenbar jüdischer Herr schlug schweigend seine Bücher zu, stellte sie sorgfältig in die Regale zurück, verstaute seine Akten und ging hinaus. Kurz darauf erschien jemand am Eingang, vielleicht eine Art Oberwachtmeister, und rief laut, aber mit besonnener Stimme, in den Raum: "Die SA ist im Haus. Die jüdischen Herren tun besser, für heute das Haus zu verlassen". Zugleich hörte man von draußen, wie zur Illustration rufen: "Juden raus!" Eine Stimme antwortete: "Sind schon raus", und wieder hörte ich die zwei oder drei Lacher von vorhin kurz und fröhlich aufglucksen. Ich sah sie jetzt. Es waren Referendare wie ich. ...

Manche ließen ihre Sachen hier und gingen ins Gebäude, zu sehen, was es zu sehen gab. Die Wachtmeister zeigten noch mehr als sonst in ihrer ganzen Haltung das Bestreben, sich selbst auszulöschen. Einer oder zwei von den Zurückgebliebenen steckten sich eine Zigarette an - hier, in der Bibliothek des Kammergerichts! Und die Wachtmeister schwiegen. Auch das war Revolution.

Die Sightseer erzählten später, was sich im Gebäude abgespielt hatte. Keine Greuelberichte, o durchaus nicht. Es war alles überaus glatt gegangen. Die Sitzungen waren offenbar größtenteils aufgehoben worden. Die Richter hatten ihre Togen ausgezogen und waren bescheiden und zivil aus dem Hause gegangen, die Treppe hinunter flankiert von aufgestellten SA-Leuten. Nur im Anwaltszimmer war es etwas wild zugegangen. Ein jüdischer Anwalt hatte "Menkenke gemacht" und war verprügelt worden. Später hörte ich auch, wer es war: ein Mann, der im Kriege nicht nur fünfmal verwundet worden war und ein Auge verloren hatte, sondern damals auch Hauptmann geworden war; er mochte, zu seinem Schaden, noch die Geste im Instinkt gehabt haben, mit der man Meuterer zur Raison bringt.

Inzwischen erschienen die Eindringlinge auch bei uns. Die Tür wurde aufgerissen, braune Uniformen quollen herein, und einer, offenbar der Anführer, rief mit schallender, strammer Ausruferstimme: "Nichtarier haben sofort das Lokal zu verlassen!" Es fiel mir auf, dass er den gewählten Ausdruck "Nichtarier" und den höchst ungewählten Ausdruck "Lokal" verwendete. Wieder antwortete einer, offenbar derselbe wie vorhin: "Sind schon raus." Unsere Wachtmeister standen in einer Haltung da, als wollten sie die Hand an die Mütze legen. Mir schlug das Herz. Was konnte man tun, wie wahrte man seine Haltung? Ignorieren, sich gar nicht stören lassen! Ich senkte mich auf mein Aktenstück. Ich las mechanisch irgendwelche Sätze: "Unrichtig, aber auch unerheblich ist die Behauptung des Beklagten ..." Keine Notiz nehmen!

Indem kam eine braune Uniform auf mich zu und machte Front vor mir: "Sind Sie arisch?" Ehe ich mich besinnen konnte, hatte ich geantwortet: "Ja." Ein prüfender Blick auf meine Nase - und er retirierte. Mir aber schoss das Blut ins Gesicht. Ich empfand, einen Augenblick zu spät, die Blamage, die Niederlage. Ich hatte "ja" gesagt! Nun ja, ich war ein "Arier", in Gottes Namen. Ich hatte nicht gelogen. Ich hatte nur viel Schlimmeres geschehen lassen. Welche Demütigung, Unbefugten auf Befragen pünktlich zu erklären, ich sei arisch - worauf ich übrigens keinen Wert legte. Welche Schande, damit zu erkaufen, dass ich hier hinter meinem Aktenstück in Frieden gelassen würde! Überrumpelt auch jetzt noch! Versagt in der ersten Prüfung! Ich hätte mich ohrfeigen können.

- Als ich das Kammergericht verließ, stand es grau, kühl und gelassen da wie immer, vornehm abgerückt von der Straße hinter seinen Parkbäumen. Man sah ihm keineswegs an, dass es soeben als Institution zusammengebrochen war. Man sah wahrscheinlich auch mir nicht an, dass ich soeben eine furchtbare Schlappe erlitten hatte, eine kaum zu reparierende Demütigung. Ein gut angezogener junger Mann ging ruhig die Potsdamer Straße hinunter. Man sah auch den Straßen nichts an. ...

... Seltsam war es (wenig später - im Frühjahr des Jahres 1933), wieder im Kammergericht zu sitzen, in demselben Saal wie stets, auf denselben Bänken, und so zu tun, als sei eigentlich nichts vorgefallen. Dieselben Wachtmeister standen wieder an den Türen und schützten wie stets die Würde des Gerichtshofs gegen jede Störung. Sogar die Richter waren zum größten Teil dieselben. Der jüdische Kammergerichtsrat in unserem Senat freilich war nicht mehr da, selbstverständlich. Er war zwar nicht entlassen, er war ein alter Herr und hatte längst unter dem Kaiserreich Recht gesprochen, aber man hatte ihn in die Grundbuch- oder Rechnungsabteilung irgendeines Amtsgerichts gesteckt. Statt seiner saß in unserem Senat, seltsam anzusehen zwischen den greisen Kammergerichtsräten, ein junger blonder Amtsgerichtsrat, rotwangig und aufgeschossen. Ein Kammergerichtsrat ist etwa ein General, ein Amtsgerichtsrat etwa ein Oberleutnant. Man flüsterte sich zu, dass er privat eine hohe SS-Charge habe. Er grüßte mit ausgestrecktem Arm und schallendem "Heil Hitler". Der Senatspräsident und die anderen alten Herren wedelten darauf unbestimmt mit dem Arm und murmelten etwas Undeutliches. Im Beratungszimmer, während der Frühstückspause, hatten sie früher manchmal ein wenig geplaudert, leise und abgeklärt nach Art kultivierter älterer Herren, über die Tagesereignisse oder über Justizpersonalien. Damit war es jetzt aus. Tiefes verlegenes Schweigen herrschte, während sie zwischen den Beratungen ihre Butterbrote aßen.

Seltsam verliefen oft die Beratungen. Das neue Senatsmitglied gab mit frischer, selbstbewusster Stimme befremdliche Rechtskenntnisse zum besten. wir Referendare, mit unseren frischen Examenskenntnissen, wechselten Blicke, während er referierte. "Sollten Sie nicht, Herr Kollege", sagte schließlich mit vollkommener Höflichkeit der Senatspräsident, "§ 816 des Bürgerlichen Gesetzbuchs übersehen haben?" Worauf der hohe Richter, ein wenig einem ertappten Examenskandidaten gleich, in seinem Gesetzbuch blätterte und leicht verlegen, aber immer noch frisch und leichtherzig zugab: "Ach so, ja. Na, dann ist es also gerade umgekehrt." Das waren so die Triumphe der alten Justiz.

Es gab aber auch andere Fälle - Fälle, in denen der Neukömmling sich nicht geschlagen gab, sondern eloquent und mit etwas zu lauter Stimme vorträge darüber hielt, dass das alte Paragraphenrecht hier zurückstehen müsse; seine alten Richterkollegen darüber belehrte, dass man auf den Sinn und nicht auf den Buchstaben blicken müsse; Hitler zitierte; und mit der Geste eines jugendlichen Bühnenhelden auf irgendeiner unhaltbaren Entscheidung bestand. Es war mitleiderregend, währenddessen die Gesichter der alten Kammergerichtsräte zu studieren. Sie blickten mit einem Ausdruck unbeschreiblicher Betrübtheit vor sich nieder in ihre Akten, während ihre Finger leichtgequält an einer Büroklammer oder einem Stückchen Löschpapier drehten. Für Gerede, wie sie es da jetzt als hohe Weisheit anhören mussten, waren sie sonst gewähnt, Kandidaten durch Assessorexamen fallen zu lassen; aber hinter diesem Gerede stand jetzt die Staatsmacht; dahinter drohte Entlassung wegen mangelnder nationalpolitischer Zuverlässigkeit, Brotlosigkeit, Konzentrationslager. ... Man hüstelte; "wir sind natürlich ganz Ihrer Ansicht, Herr Kollege", sagte man, "aber Sie werden verstehen ..." Und man flehte um ein wenig Verständnis für das Bürgerliche Gesetzbuch und versuchte zu retten, was zu retten war.

So das Kammergericht in Berlin im April 1933. Es war dasselbe Kammergericht, dessen Räte sich einige 150 Jahre früher von Friedrich dem Großen lieber hatten einsperren lassen, als dass sie auf königliche Kabinettsorder hin ein Urteil änderten, das sie für richtig hielten. ...

1933 brauchte kein Fridericus, brauchte nicht einmal ein Hitler sich persönlich zu bemühen, um das Kammergericht und seine Rechtsprechung "gleichzuschalten". Ein paar junge Amtsgerichtsräte mit forschen Manieren und mangelhaften Rechtskenntnissen genügten dazu. ..."

Günter Bertram