"Fehlinvestition
      'Trotz Sparkurs: Justizetat steigt 2001 um fast 30 Millionen Mark'; Hamburger Abendblatt, 6. Juli

    Wenn behauptet wird, durch eine Steigerung des Etats sei die Funktionsfähigkeit der Hamburger Justiz weiterhin gewährleistet, so kann dies nur auf den ersten Blick überzeugen. Tatsache ist, dass bei einem Vergleich der Bau der Justizvollzugsanstalt Billwerder herausgerechnet werden muss und dann wieder einmal trotz steigender Kosten - für die Gerichte elf Millionen Mark weniger zur Verfügung stehen.
    Im Amtsgericht Wandsbek beispielsweise, wo in den Schreibstuben bereits jetzt die zwei Monate alten Entscheidungen noch nicht geschrieben werden konnten und neue Entscheidungen deshalb ausgesetzt wurden, wird der Stillstand der Rechtspflege vermutlich noch stärkere Formen annehmen.
    Dort wurden vor kurzem Computer angeschafft, die wegen Personalmangels aber nicht benutzt werden können - eine fatale Fehlinvestition.
    Man sollte bedenken, welche Folgekosten hier neben dem schwindenden Vertrauen in die Gerichtsbarkeit entstehen, wenn Handwerker und andere Gläubiger noch länger auf durchsetzbare Urteile warten müssen - von den unzumutbar langen Bearbeitungszeiten bei den Gerichtsvollziehern ganz zu schweigen.

    Michael Pommerening, Rechtsanwalt, Wandsbek"

    (Hamburger Abendblatt vom 17. Juli 2000;
    auf dieser Homepage wiedergegeben mit Zustimmung des Briefautors)